Über Hybridität oder das Ignorieren des „richtigen“ Diskurses.

Ein Überblick über das Projekt »Hybride Körper« des Forums Interkulturalität von Marissa Lobo

 

»Hybridität impliziert einen Akt der Translation, ein Denken, welches den Logozentrismus des abendländischen Denkens verwindet. Ansätze dafür finden sich u.a. schon in prämodernen Diskursen und entfalten sich im modernen und postmodernen Diskurs zahlreicher Kulturen. Den Begriffen der différance (Derrida), Alterität und Transmedialität (insbesondere der Kategorie Körper, kommt bei der Erklärung eine zentrale Funktion zu.« A. de Toro 1999; 2001 – Hybriditätsdiskurse in Lateinamerika: Von der Eroberung bis zum 21. Jahrhundert.

Fragen der Geschlechterkonstruktionen und Differenzkonstitution stellen einen wichtigen Aspekt der Diskussion über Hybridität dar – einen Begriff, der im theoretischen Diskurs selber vielfach in Frage gestellt wird. Und ein Begriff, mit dem sich eine Arbeitsgruppe von Migrantinnen beschäftigt, die sich im kulturellen Raum in Österreich bewegt – im Sinne einer Kombination von experimenteller Kulturproduktion und theoretischer Auseinandersetzung.

Das Projekt »Hybride Körper« erschafft und ermöglicht ein Labor der Ideen, der Kreativität, des Humors – von nicht angepassten Bildern von Migrantinnen, die nicht als »anders« kulturell konstruiert werden. Das Projekt stellt sich die Frage: was bedeutet für mich als Migrantin dieser Aspekt der kulturellen Hybridität? Ist das »Hybride« wirklich ein binäres Konzept von »meiner« und »deiner« Kultur, oder geht es nicht viel mehr um das Dazwischen? Die Reflexion über die Verbindung zwischen Migration und Gender, auch im Sinne der Queer-Theorie, beschäftigt uns nicht wegen des aktuellen Booms dieses Themas, sondern wegen der Tatsache, dass Transgender-Personen einen großen, durchaus repräsentativen Teil der europäischen Migration ausmachen und vor allem wegen der Migration von Frauen und der großen Nachfrage, die in der Sexindustrie besteht.

Am 18. Oktober, am Alten Markt 2, wurde zum Projektstart die »Hermetische Nacht« gefeiert – mit vielen Gästen, die in unsere »Sacro-Porno-Sekte« eingeweiht wurden und im Ritual »Open your mind« be- und hinterfragt wurden: »Mann? Frau ? Oder und oder? Pornografie, should we? Was und wie konsumierst du? »Putas yes!«. Eine Performance, die sich nicht um Erlaubnis, um Fehler und vor allem auch nicht um die Frage kümmert: »Sind wir auf dem so genannten richtigen Weg und verfolgen wir den gerade angesagten richtigen Diskurs?«.

Daher: »Hybride« zu sein wird am Anfang durch die Anerkennung des Binären, darüber hinaus durch die Extension und Abgrenzung zum Experiment.

Marissa Lobo ist Aktivistin, hat Geschichte in Brasilien studiert und arbeitet im Verein Maiz. Sie ist die Koordinatorin des Projekts »Hybride Körper« vom Forum Interkulturalität.

http://www.maiz.at

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