Linz hat nie die Hitlerzeit verloren

In Gedenken an den am 4. Oktober 2005 in Schubhaft verstorbenen 18-jährigen Ceesay Yankuba!

Milena Müller: Wohin man geht, ist die erste Frage und das hat mich gewundert, als ich nach Österreich gekommen bin: Die erste Frage, sobald man den Mund aufmacht, ist: „Woher kommst du?“ Das ist die erste Schublade!

Veronika Rechberger: Die Motivation, politisch zu arbeiten ist einfach – in vielen Bereichen von einem unguten Gefühl ausgehend – das Benennen gelernt zu haben, dass ich einfach unzufrieden war mit dem, was andere gesagt haben, was ich sein soll! Ich denke, das ist auch eine Stärke von MAIZ, wo in Gesprächen mit den Frauen, die Frauen einfach auch merken, sie sind unzufrieden, sie drücken Unzufriedenheit aus, mit dem, was die Gesellschaft mit ihnen macht.

Milena Müller:Mein Vater ist Österreicher, meine Mutter ist Chilenin. Also, ich empfinde mich selber dieser Gruppe zugehörig: Zwischen diesem Hin und Her. Wo bin ich nun zuhause? Wo gehöre ich hin? Bin ich nun eher so oder bin ich nun eher so? Und immer dieses Akzeptiert -Werden-Wollen oder dieses ständige Sich-Definieren- Müssen über angebliche „Nationalitäten“.

Tania Araujo: Ich kann jetzt nicht sagen: Ich äußere mich als Schwarze! Das kann ich nicht! Ich bin keine Schwarze! Aber ich kann immer als Migrantin auftreten. Solche Entscheidungen sind entscheidend in unserem Leben. Sie bestimmen unsereIdentität. Inwieweit kann ich als Tania, nicht als Migrantin, im öffentlichen Raum auftreten?

Das ist schwierig, weil ich bin Tania, aber ich bin auch Migrantin. Ich kann nicht trennen,
das geht nicht! Und ich finde, dieses Einteilen ist wirklich ein europäisches Problem, eine schizophrene Art, die Leute zu trennen.

Luzenir Caixeta: Heute möchten wir viel mehr unsere Macht zeigen. Dass wir als Migrantinnen Macht haben und dass wir uns organisieren können. Tania Araujo Und natürlich, das ist klar, als Migrantin habe ich überhaupt nichts zu verlieren. Und wer nichts zu verlieren hat, hat viel Raum zu besetzen. Und die ÖsterreicherInnen haben viel zu verlieren!

Rúbia Salgado: Wir sind immer in Konfrontation mit der Gesellschaft hier, mit der Mehrheitsbevölkerung. Ich finde es z. B. einen Skandal, dass die Menschen hier sich keine Gedanken machen bezüglich ungerechter Gesetze!

Rúbia Salgado: Die Komplizenschaft der ÖsterreicherInnen, ihre Beteiligung an der ungerechten Situation der MigrantInnen, das muss explizit werden!
 

Tania Araujo: Diese Sicherheit, die die ÖsterreicherInnen haben – haben wir nicht. Und für uns ist das auch eine Art von Freiheit! Wir sind frei! Was habe ich zu verlieren? Ich muss maximal nach Hause zurückfliegen! Ich habe nichts zu verlieren, denn ich habe keine Wohnbeihilfe, ich habe keinen Anspruch auf Pension, Arbeitslosengeld maximal 6 Monate, Notstandshilfe habe ich nicht, und und und!

Die Texte sind einem MAIZ-Plakat entnommen.

www.maiz.at

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