Es ist nicht leicht…

Eugenie Kain weiß, dass es nicht leicht ist eine Journalistin zu sein.

 

Jeder hat seinen Job. Auch die “Nachrichten”. Ein modernes Dienstleistungsunternehmen. Deshalb lesen sie auch deutsche Zeitungen. Was geschrieben wird über Linz. Steht da was, wird es den heimischen Leserinnen und Lesern berichtet. Chemie, Langeweile, Drogen. Informationspflicht ist das. Jeder hat seinen Job. Es ist leicht, Journalist zu sein. Steht da auf der Spiegel-Kulturseite, Linz ist der Arsch der Welt, dann muss das auf die OÖN – Regionalseite, exklusiv. Groß, mit Faksimile. Chemie, Langeweile, Drogen, Ghettostadt. Das Härteste. Informationspflicht. Informationspflicht. Jeder hat seinen Job. Was sagt der Bürgermeister, was sagt der Kulturstadtrat, was sagt der Tourismusdirektor, die dürfen da nicht schweigen. 2009 ist Kulturhauptstadt. Es ist nicht leicht Journalist zu sein. Der Bürgermeister, der Stadtrat, der Tourismusdirektor, die sagen halt dann was, unwürdig…nicht recherchiert… bringt Linz in Verruf… und die LeserInnen und Leser, noch mit wunden Fingern vom Leserbriefschreiben, weil für 2009 bei der Pöstlingbergbahn alles beim alten bleiben muss, setzen sich wieder hin. Den Spiegel lesen wir nicht mehr. So genau dürfte der hier ohnehin nie gelesen worden sein. Denn der Arsch der Welt auf der Spiegel – Kulturseite stand in Zusammenhang. Satirisch angelegt war das und ironisch. Ein Lebensgefühl sollte da vermittelt werden. Rap und so. Informationspflicht, Informationspflicht, Informationspflicht? Es ist nicht leicht, Journalist zu sein. Wir aber, die wir hier leben at the back of beyond, für uns ist das nicht leicht. So was spricht sich ja herum, wie in einer angehenden Kulturhauptstadt reagiert wird, wenn behauptet wird, Linz sei das Härteste… Linz ist doch nicht Glasgow oder Genua! Deshalb haben sie den Spiegel-Journalisten jetzt eingeladen. Wenn er kommt, stopfen sie ihn in den kleinen gelben Zug, bis er widerruft, was er so nie geschrieben hat. Was aber, wenn die Ortung stimmt, wenn der Arsch der Welt wirklich die Stadt mit den rauchenden Schloten an der Biegung des Flusses ist? Es gibt Indizien. Was in Zusammenhang mit dem Arsch der Welt produziert wurde, war warme Luft, ein – um in der Metapher zu bleiben – Schas in den Wald. Jeder hat seinen Job. Und wir bangen. Denn 2009 ist noch weit und die nächste Blähung kommt. Garantiert.

Eugenie Kain lebt und arbeitet in Linz.

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