Fernsicht

legt Eugenie Kain der Stadt Linz nahe

 

Linz bei Föhn. Vom Pöstlingberg sieht die Stadt aus wie Innsbruck. Von Bergen eingekeilt. Das Alpenvorland ist geschrumpft. Ein paar Schritte und man steht an beim Toten Gebirge, beim Traunstein oder den niederösterreichischen Alpen. Der Pfenningberg ist zum Greifen nah. Die Donau ist tatsächlich blau. Früher gab es am Aussichtsplateau ein Panoramabild, das alle Berggipfel erklärte. So viel Fernsicht ist anscheinend nicht mehr gefragt. Jetzt wird gezoomt. Es gibt ein Stadtbild mit Legende. Das Lentos wird angezeigt, das Brucknerhaus, die Kirchen. Die Voest sieht man ohnehin. Linz möchte Kulturhauptstadt werden. Der jetzige Kulturstadtrat hatte bereits in Sachen Sport mit den Flanken des Pöstlingbergs Großartiges vor. Die Mayrwiese sollte weltcuptauglich für Schirennen adaptiert werden. Mit allem, was dazu gehört: Parkplätze, Lifte, Schneekanonen sowieso. Insofern könnten Kulturhauptstadt-Visionen, sofern die Möglichkeit besteht, sie in die Realität umzusetzen, die Skyline von Linz nachhaltig verändern.

Für ein neues Musiktheater gibt es noch immer keinen Standort. Vielleicht wäre in Anlehnung an die Klangwolke eine Schwebekonstruktion über der Donau eine effiziente Kulturhauptstadtlösung. Mit Nutzung der Abgaswärme müsste diese Lösung technisch durchführbar sein. Ein großer schwebender Ballon mit Rüssel – oder Spiegelhaut, auf der sich die Sponsoren Flächen aussuchen können. Der Ballon tritt farblich mit dem Lentos in Dialog. Ist das Lentos rosa, ist das Musiktheater ohne Standort blau. Positioniert wird nach Inhalt. Bei einer Oper könnte sich das Ding eher in Richtung Linzer Seite auf die Kirchtürme zu bewegen, geht die Sache in Richtung Musical – vielleicht nach Wiener Vorbild mit Schneewittchen für Erwachsene, wäre die Lufthoheit zwischen Jahrmarktsgelände und Pöstlingberg der richtige Standort, bei neuer Musik könnte man die Theaterwolke über Voest und Chemie schieben, weil diese Musik ohnehin auch im neuen Gehäuse nicht im Zentrum stehen wird. Das Schauspiel hingegen wird – ebenfalls schwebend – in einem gläsernen Unterbau der neuen Donaubrücke angesiedelt, damit die Nähe zum Berg zumindest Zitat bleibt und alle MühlviertlerInnen, die sich gegen einen Neubau ausgesprochen haben, weiterhin über das neue Theater drüber fahren können. Und das ist erst der Anfang. 2009 ist nicht mehr weit und in den Think Tanks gärt es heftig.

Eugenie Kain

 

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