Kulturkampf recalled

oder: Werner, die Russen kommen!von Andre Zogholy

 

Hinter so manchen inszenierten Kulturkämpfen spiegelt sich hierzulande bisweilen auch die geistige Weite der Journaille und so mancher Politiker wider. Noch das erfolgreiche Geplärr nach der Entfernung einer „anstößigen“ Skulptur der Gruppe Gelatin im Ohr, schon wird das nächste Kunstprojekt öffentlich inkriminiert. Die Linzer KünstlerInnengruppe Social Impact ist mit dem Projekt „Border Rescue“ in die Zielscheibe der unheiligen Allianz von Kronen Zeitung und FPÖ gerückt. Politische und mediale Kampagnen gegen KünstlerInnen mittels Kriminalisierung und unsäglicher Angstschürerei in der Bevölkerung stellen die gängige Praxis dieses Kulturkampfes dar. Dass Social Impact Mitglied Harald Schmutzhard noch dazu Ex-Mandatar der Grünen ist, macht die ganze Sache für die Diffamierer gerade in Wahlkampfzeiten noch schmackhafter. Zudem wird die oberflächliche und miserable Recherche deutlich, da eine Anzeige gegen Social Impact wegen Verdachtes auf Schlepperei bereits im Juni 2002 von der Staatsanwaltschaft für nichtig erklärt und deshalb zurückgelegt wurde. Border Rescue – ausgestellt auf der Ars Electronica 2002, in Los Angeles (Raid Project und LAtch Gallery), in Luxemburg oder auch in Graz (Dom im Berg) – thematisiert auf künstlerische Weise die menschenverachtende und mörderische Situation an den Schengener Außengrenzen. Im Zeitraum von 1.1.1993 bis 7.5.2002 sind laut offiziellen Angaben mindesten 3026 Menschen beim Versuch, in die Festung Europa zu gelangen gestorben. Für die in Angelegenheiten der Asylpolitik immer wieder ultrarechts agierende Kronen Zeitung und die FPÖ ist ein Kunstprojekt, welches sich kritisch mit der Festung Europa auseinandersetzt, freilich ein gefundenes Fressen. Die im Internet frei zugänglichen Routen über die tschechisch-österreichische EU-Außengrenze, sollen angeblich der internationalen Schlepper-Mafia helfen. Mit dieser Behauptung wird entweder den vier Grenzbeamten, die Österreich pro Kilometer an den Schengen Grenzen aufstellt, grenzenlose Dummheit unterstellt, oder die tapferen Beamten verfügen gar über keinerlei Zugang zum Internet, um die Wanderwege zu überwachen. Insgesamt geht es nicht um Kultur, Kunst, um ein Kunstwerk oder gar um die Freiheit der Kunst, sondern allein um politische Kleingeldmacherei in Wahlkampfzeiten in Form der Kriminalisierung von KünstlerInnen. Die grenzenlose Unverschämtheit und Idiotie an der Vorgehensweise bringt mich zur Schlussforderung: No Border, No Nation!

Andre Zogholy

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