Lieber Pepi!

Lieber Pepi! Fuhr ich doch kürzlich, incognita natürlich, durch dein Land mitsamt meinem Louis Vuitton Tascherl im Party- Zug Richtung Neumarkt. Doppelagentin Mata Hari über den Zusammenhang von Flunkern, Integration und das Prügeln auf Zeltfesten.

 

Die Kids wie immer mit den großen 1,5l Flaschen Rum-Cola-Mischung, und geraucht wurde in der rauchfreien Luxuskarosse der Regionalbahn REX. Der 24jährige, der eben noch mit mir heftig flirtete, meint, er sei kein Rassist, wenn er sich die Serben von der Party wünscht. Ich hatte schlagartig keinen Bierbock mehr, mit den Kids zu flirten, tanzen oder zu saufen. Pepi, es reicht, diese Jugend hat bessere Vorbilder verdient! Im Jahr des Interkulturellen Dialoges muss es eine klare Richtung geben. Diese Arigona-Sache ist ja wirklich etwas schief gegangen. Also wenn abschieben, dann den Pfaffen verhaften und einnähen, Gesetzesbruch ist Gesetzesbruch, wo kämen wir da hin mit dem Dialog. Du musst leider dann auch Strafe zahlen und ein paar Vater unser beten, sonst kommst du nicht in die Mette rein, kannst doch nicht das Mädel treffen und so tun, als ob nichts wäre. Ach ja, kleine Randnotiz für dich, Ferdl: Mit dir flunker ich nicht mehr beim Tarockieren und zieh dir mit meinen Tricks das Geldl aus der Tasch’.

Das machst mir irgendwann zum Vorwurf und ich werde wieder beschuldigt, Doppelagentin zu sein und weg ist meine Staatsbürgerschaft. Derweil dacht’ ich, das Flunkern gehört zur Integration, wie das Prügeln auf Zeltfesten. Aber da hab ich mich wohl getäuscht. Oder in einer Rieder Hauptschule, wo über Bleiberecht oder Abschiebung diskutiert wird und zuerst ist die Mehrheit für das Abschieben und danach ist die Mehrheit für ein Mädel, das bleiben darf. Wo kommen wir da hin, wenn die Kinder so etwas in der Schule lernen, übrigens in einer dieser bösen Schulversuchsklassen.

Das Jahr des Interkulturellen Dialogs wird sowieso der Hammer. Ich freu mich schon so, wenn du nach Budweis fährst auf ein Bier und zum Wirten »topre tan pivo« sagst und er dich freundlich angrinst und sagt: »3 Euro bitte schen.« Dann wirst du eine deiner eloquenten Reden halten und schön wird es gewesen sein, während Familien, aus welchem Land auch immer, munter abgeschoben werden. Der Hendlbauer hat einen neuen Illegalen gefunden und hofft, dass sie ihn die nächsten drei Jahre nicht erwischen. Der Pfarrer ist um eine interessante Erfahrung reicher, die Kinder in der Schule kleben das neueste Foto von Arigona aus dem Kosovo auf ihre Pinwand. Nichts wird ihnen genutzt haben. Dem Hendlbauer, der den Job freihielt für den Vater, dem Pfarrer im Knast, die Demos der SchulkollegInnen, weil Ordnung muss sein. Sonst kann der Pepi keinen Dialog führen, führen will er den Dialog, sonst kann das keiner.

Mata Hari ist Doppelagentin und arbeitet hie und da.

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