Liebe Stella!

Doppelagentin Mata Hari und die wahren Kenner der Kunst: die PolitikerInnen

 

Das Spiel der Königinnen, sag ich nur! Was für ein Schachzug! Stella und wer immer das miterfunden hat, nicht mal ich kann so charmant gemein sein. Dabei ist es gar nicht so lange her, so gut zwei Jahre, da wollten sie dich schon absägen.

Die Kronenzeitung allen voran und auch wenn die Politiker sich nicht wirklich gegen dich aufschwingen wollten, schien das Ende deiner Tage am Lentos schon eingeläutet. Zu wenige BesucherInnen hieß es im Herbst 2005 und kein richtiger Hit, so ein Publikumsmagnet muss her, vielleicht wieder mal ein Pischasso, oder ein Toulouse Laudreck mit seinen halbseidenen Mädchen. Aber nein, Stella, du hattest andere Pläne. Nichts da, Platz da, rein ins Rampenlicht, mit denen du dich anlegen musstest, nicht mit allen, aber doch mit vielen. Denn, wie wir jetzt erfahren haben, lieben Politiker Kunst.

Wer hätte das geahnt? Aber Linz 09 macht es möglich, welch’ Erleuchtung, endlich wird nicht mehr über den schnöden Mammon geredet, sondern über Kunst, und das von denen, die sich wirklich auskennen damit. Mit den Liebhabern der Hure Kunst, den Politikern. Kunst war immer im Tempel der Macht zu finden und endlich werden die Herren und die beiden Damen in den Saum der Musen eingenäht, zurück geführt quasi in den Mutterschoss, um mit liebevollen Worten und Taten eben jener zu huldigen, die sie nicht verstehen, wie das mit Müttern halt so ist. »Politik liebt Kunst« gar wahnsinnig, dass sie sich jeweils ein Bild an die Brust nehmen, vorsichtig, manche davon kosten gar einen Lamborghini, um über Geschmack zu reden. Vielleicht beugt sich dann so mancher vor der Kunst, um sie zu beschnüffeln und das Acryl zu lecken, sich am Keilrahmen einen Schiefer einzuziehen und dann schließlich gar eine Träne der Rührung auf das Leinen zu tropfen, oder war es doch eine des Schmerzes?

Vielleicht ist es dann gar genug, dass nur er das eine Bild begriffen und befummelt hat, was braucht es den Ansturm der Massen, wenn er – der Politiker plus die beiden Damen – es getan hat. Sie haben es getan und dann bei der Zigarette danach und dem Achterl Chardonnay finden sie ihre Sprache wieder: »Schade um den Körper!« »Immer diese Fingerprints am Weinglas, macht mich ganz speechless«. »In der Loge hätt’s so was nicht gebm!«, »Hauptsache ich hab alle meine Spuren verwischt, da Platter nervt schon richtig!« »Sakrament, i werd’ damisch! Am Föd woar’s so dunkö, dass mi am Weg quer higlegt hod, aufn Heller, Prost!« »Es wird der Tod sein, hicks und da Ikarus wird Kerzerl gießen im Dom…«

Nur einer bleibt polychrome warm und cool und der geht dann, wenn die Sonn’ über da VOEST aufgeht mit seinem besten Freund an der Donaulände stromabwärts, mit dem Scharinger, weil der fehlt in der Reihe der versierten Kunstvermittler.

Respekt, denkt sich die Mata

PS: Wer glaubt, des Rätsels Lösung nicht zu kennen, bitte auf www.linz09.at schauen, Codewort: »Politik liebt Kunst«.

PPS: Stella, jetzt wo dein Vertrag verlängert wurde, brauchst du die Laudreck Bilder eigentlich noch? Würden mir so gut stehen.

Mata Hari ist Doppelagentin und arbeitet hie und da.

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