MigrantInnen und Kulturpolitik

Erika Doucette über den Stellenwert von MigrantInnen in der Kulturpolitik.

 

Die politische Positionen und Einstellungen von Kulturschaffenden, die durch ihre Kulturarbeit sichtbar werden, ist ein wesentlicher Aspekt der Kulturpolitik. Die eigene Position durch eine kulturelle Arbeit zu reflektieren, und eine Äußerung vor einer (oder mehrere) Öffentlichkeit(en) zu machen, ist eine Form von Macht. Diese Macht ist durch das subversive Potential des politischen Inhaltes der kulturellen Vermittlung bestimmt.

Dies bedeutet, dass MigrantInnen durch ihre Kulturarbeit auch zu einer politischen Stimme kommen können, die weitgehend aufgrund der StaatsbürgerInnenschaft (insofern sie nicht „eingebürgert“ wurden) MigrantInnen in Österreich verwehrt bleibt. Durch ihre Kulturarbeit verschaffen MigrantInnen sich eine Möglichkeit des öffentlichen Ausdruckes (Meinungsäußerung) , welche ebenso eine zutiefst politische Handlung ist.

Die Kulturpolitik in Österreich erschwert MigrantInnen diese Verwirklichung indem wir weitgehend aus politischen Schwerpunkt(förder)programmen ausgeklammert werden. Die Kulturberichte der Bundesländer erwähnen MigrantInnen(organisationen) kaum bis gar nicht. Im österreichischen Vergleich ist auf Landesebene kein eigenes kulturpolitisches Programm (außer in Wien) und daher auch keine politische Behandlung von MigrantInnen-spezifischer Kulturförderung.

Um hier nicht mißverstanden zu werden: hier geht es um eine Bestandsaufnahme der kulturpolitschen Lage von MigrantInnen in Österreich und nicht um ein Plädoyer für eine Verstaatlichung von Kulturarbeit von MigrantInnen durch die Schaffung eines eigenen Ressorts und Budgets. Überlegungen wie die Präsenz von MigrantInnen in der Kulturpolitik Österreichs erhöht werden kann, sind durchaus vielfältig. Diese können hier aus Platzgründen nicht ausgeführt werden.

Die Auseinandersetzung mit der kulturellen und politischen Positionierung von MigrantInnen fehlt seitens der BeamtInnen und PolitikerInnen, welche die Landes(kultur)politik verantworten müssen. Dazu wäre z.B. ein fruchtbarer Dialog mit MigrantInnen als Teil des Spektrum der Kulturproduktion notwendig (wie es z.B. in der KUPF unter Beteiligung der MigrantInnen-Organisationen derzeit geführt wird).

Die Lücken in der dokumentierten und geförderten Kulturpolitik bezeugen eine Abwesenheit (Armut) bestimmter Themen, Ausdrucksformen, Aussagen und Sprachen in der Kulturarbeit in Österreich. Diese Auslassungen sind bei einer Analyse der österreichischen Kulturpolitik – vor allem in Hinsicht auf die sichtbare, geförderte Kulturarbeit von MigrantInnen – zentral.

Die Kulturpolitik hat nicht nur für finanzielle und infrastrukturelle Unterstützung zu sorgen, sondern sie muss auch einen Beitrag zur Verbesserung und Reflexion der Grund- und Rahmenbedingungen, die zur Kulturproduktion notwendig sind, leisten. Die Kulturpolitik hat die Macht Produktions- und Realisierungsbedingungen zu schaffen, die es MigrantInnen ermöglichen, innerhalb der Kulturarbeit eigene (autonome) Projekte und Ideen zu realisieren. Die Macht der Kulturpolitik ist auch die Macht der MigrantInnen in der Kulturarbeit.

Erika Doucette

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