Un dormeur kulturel

10 Jahre Kulturpolitk à la Pühringer – und warum es nicht angebracht ist, bei den medialen Luftsprüngen mitzuhüpfen.

 

von Stefan Haslinger

Jetzt wird er gleich bitzeln, denk ich mir. Soll er doch, denk ich mir. Obwohl. Ganz stimmt es ja doch nicht. Einen Schläfer in Sachen Kulturpolitik kann man ihn auch nicht nennen. Das wäre schon ein wenig hart. Aber was zuviel ist, ist zuviel. Und zuviel waren die Lobeshymnen, die ihm medial kredenzt wurden. Vom „animateur kulturel“ (sic!) schrieb Franz Schwabenender in den OÖN vom 22.12.2001. Vielleicht war es auch als Weihnachtsgeschenk gedacht.

Natürlich. Dass der Pressedienst des Landes Oberösterreich mit Lob nicht spart ist nicht weiter verwunderlich. Die Aussage: „Betonung von Kultur als soziales Gegengewicht zur „Unkultur“ aber schon. Diese steht in der Information zur Pressekonferenz vom 21.12.2001, als ein Prinzip auf welchem die Kulturpolitik Pühringers fußt. Ist es das? Kultur wiegt Unkultur auf oder hält ihr die Waage. Selbstredend? Für eine Presseinformation wäre es zu lange gewesen noch zu erklären was mit Unkultur gemeint ist. Überlassen wir es den p.t. JournalistInnen und LeserInnen das herauszufinden. Zumindest erstere dürften es aber auch unwidersprochen bis gar nicht erwähnenswert gefunden haben. 10jährige Jubiläen wollen schließlich gefeiert werden. Da wird nicht auf die Torte gespuckt.

„Stillstand in der Kulturpolitik gilt nicht“, steht in den OÖN bei Herrn Schwabenender geschrieben. Genau. Stillstand gilt nicht, ist unfair und wer sich dabei erwischen lässt wird disqualifiziert. Deshalb kann es gar nicht gelten. Natürlich. Was gilt ist eine Reihung nach Prioritäten. Und Priorität haben die aktuellen – dadurch immer innovativen – Projekte. Da kann es schon passieren, dass Forderungen der ProtagonistInnen aus der freien Kulturarbeit einmal hintan gestellt werden müssen, auf Eis gelegt bzw. stillgelegt werden.

Stilllegen heißt ja nicht Stillstand. Sondern eben zurückgereiht. Dass von den Forderungen des „Maßnahmenkataloges für eine zukunftsweisende Kulturpolitik“ der KUPF, den zuMUTungen, aus dem Jahr 1997 das meiste noch immer darauf wartet zumindest angedacht zu werden, dürfen wir auch nicht als Stillstand werten. Vielleicht waren das zu viele Forderungen auf einmal. Vielleicht hätten sie überschaubarer gestaltet werden sollen. Aber was macht die KUPF anstatt daraus zu lernen. Sie legt 2002 einen neuen Maßnahmenkatalog vor. Selber schuld? „Die Künstler sollen gern in diesem Land leben und arbeiten. Hier bei uns muss sich die Kunst wohl fühlen“, sagt Pühringer in den OÖN. Das wollen wir alle hoffen. Spitzfindigkeit! Es klingt fast wie ein bittender Befehl, wie die Angst davor, dass die Kunst Bauchweh bekommt, sich nicht mehr wohl fühlt und uns verlässt. Da sei Gott vor.

Gegenmaßnahmen müssen ergriffen werden. Und Gegenmaßnahmen werden einfach erreicht, in dem das Kulturbudget des Landes OÖ für das Jahr 2002 um 6,27% erhöht wird. Da soll sich noch einer nicht wohlfühlen trauen. Dass natürlich nicht alleine die Erhöhung, sondern der gewichtigere Teil die Verteilung der Mittel ist, da wollen wir mal nicht so sein.

Der Titel „Großausstellungen und Denkmalpflege“ in den OÖN vom 17.11.2001 ließ nichts Gutes ahnen. Auch die Aufzählung der Schwerpunkte – von Volkskultur über bildende Kunst bis zur Landesausstellung „Feste feiern“ – ließ das Neue missen. Und das, obwohl die Rückschau 10 Jahre Pühringer unter dem Motto „Liebe zum Alten, Mut zum Neuen“ stand. Aber vielleicht wird 2002 mal ein Jahr, wo der Mut pausieren darf.

Nein. Es ist ja nicht so, dass ich es als Aufgabe sehe, diese 10 Jahre und die, die noch nachkommen, mal einfach so pauschal schlecht zu finden. Denn: Vieles hat es gegeben, das verwirklicht worden ist. Sicherlich wurden in Oberösterreich Akzente im kulturellen Bereich gesetzt. Aber, dass die einzige Niederlage für Pühringer – zumindest laut den Medienberichten – der Nichtbau des Musiktheaters war, das will ich auch nicht hinnehmen. Da muss schon noch mehr sein. Vielleicht. Es ist nicht er. Es sind sie. Sie, die vor lauter Landeshauptmannsehrfurcht und Kulturreferentengutfinderei vergessen, dass alleine der Umstand, 10 Jahre im Amt zu sein, nichts aussagt. Für sich sprechen erst die Ergebnisse.

Und da würde sich ein Würsterl wie ich doch erwarten, dass JournalistInnen nicht nur Presse-Informationen von weisungsgebundenen BeamtInnen abtippen, sondern ein wenig mehr bohren.

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