Einsteigerkurse

Eugenie Kain fordert Kurse für das richtige (Geh)Verhalten im öffentlichen Raum.

 

Unterwegs mit dem Fahrrad auf der Landstraße. Schaurausch, Kaufrausch und Straßenbahn lassen das Fahrradfahren nicht zu. Schritttempo ist angesagt und geschoben werden und angerempelt und dann geht nichts mehr, weil zwei Blinde mit Gesang und Keybord für nachhaltigen Stau und zusätzliche unerwünschte Körperkontakte sorgen.

Angesichts der im Jahr 2009 zu erwartenden kulturinteressierten Massen wäre es notwendig, für die Ansässigen ab sofort Kurse für das richtige (Geh)Verhalten im öffentlichen Raum abzuhalten. Wie bewege ich mich erfolgreich und ohne andere zu behindern in einer in verschiedene Richtungen drängenden Menschenmenge im allgemeinen und in einer auf der Linzer Landstraßen – Fuzo sich einige Tage vor Muttertag im Schau- und Kaufrausch befindlichen im besonderen ?

Oder den verpflichtenden Einsteigerkurs für das reibungslose Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel. Wie steige ich richtig in eine Straßenbahn ein? Wie steige ich erfolgreich aus einem Autobus aus. Wo stelle ich mich in der Straßenbahn hin. Vor den Ausgang? Die Straßenbahn in Amsterdam lässt diesbezüglich keine Wahl. Anzumerken ist, dass in diesem Kulturkreis sowohl der Kreisverkehr als auch die Warteschlange als Regulativ menschlicher Ströme im öffentlichen Raum selbstverständlich sind. In Amsterdam also gibt es gekennzeichnete Türen nur fürs Einsteigen und es gibt gekennzeichnete Türen nur fürs Aussteigen. Auf diese Art kontrollierten Einsteigens kommen zwar weniger Schwarzfahrerinnen in die Bim, aber dafür alle, die aussteigen wollen, hinaus. Bei uns herrscht diesbezüglich Toleranz und Freiheit. Jeder darf aus -und einsteigen, wo er will. Mit soviel Toleranz können wir nicht umgehen, die Freiheit irritiert und wird fälschlicherweise mit dem Diktat der Ellenbogen gleichgesetzt. Deshalb sollte der Einsteigerkurs durch ein verpflichtendes Auslandspraktikum ergänzt werden: Ubahnfahren in Moskau und Paris, Autobusfahren in Bukarest und Rom, Schlangestehen in London, auf den Bus warten in Dublin. Nicht nur die Stadt, auch die Bevölkerung braucht noch den letzten Schliff für 2009.

Eugenie Kain ist Autorin, lebt und arbeitet in Linz.

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