Vlatka Fretic über das gleichnamige Innovationstopfprojekt.
Projekte zu und über Migrantinnen werden vorwiegend von Mehrheitsangehörigen konzipiert, geleitet und natürlich verfügen die Letztgenannten auch über entsprechende Zugänge zu Ressourcen. Dieser Umstand wurde schon so oft beschrieben, kritisiert und angefochten, dass es fast banal klingt. Trotzdem: Die Situation hat sich nicht bedeutend geändert. Das bei der KUPF eingereichte Projekt „Knowledging the Back- ground“ ist ein Versuch diese Sackgasse, abseits der vereinfachenden Gegenüberstellung von Migrantinnen und Mehrheitsangehörigen, abseits des Entweder-Ihr-oder-Wir-Prinzips, zu hinterfragen und Gegenstrategien zu entwickeln und zu erproben.
Die Projektmitarbeiterinnen, Helga Hofbauer und die Verfasserin dieses (zu kurzen) Textes möchten in ihrem Projekt migrantisches Wissen anzapfen. Diese Herangehensweise ist in der Antirassismusarbeit üblich, jedoch ist es nicht üblich sie zu benennen, die in so einem Prozess entstehenden Machtverhältnisse transparent zu machen und diese im Handeln und aus dem Handeln heraus zu hinterfragen. Die entstehenden Machtverhältnisse müssen unabhängig von der Zusammensetzung der Anzapfenden thematisiert und transparent gemacht werden. Natürlich stellt sich die Frage, ob bei der gewünschten Transparenz überhaupt noch jemand sein/ihr Wissen im Rahmen geförderter Projekte unentgeltlich zur Verfügung stellen möchte.
Im besagten Projekt wird versucht, über ein sich etablierendes System von Tauschverhältnissen hinaus, welches vergisst, dass ein Tausch nur aus gesellschaftlich-politisch gleichen Positionen heraus erfolgen kann, das CopyLeft Prinzip in die antirassistische Arbeit einzubringen. Die Protagonistinnen des Produkts – ein Video, gefüllt mit migrantischem antirassistischem Wissen – werden dieses zur weiteren freien Verwendung zur Verfügung haben. Darüber hinaus möchten die Projekteinreichenden auch ihr Wissen zu Möglichkeiten der Weiterverwendung eines solchen Videofilms weitergeben, wobei ich hier an Möglichkeiten denke, die auch mit ideellem Nutzen verbunden sind, mit dem Erreichen von Öffentlichkeiten, die oft abseits der üblichen von Migrantinnen begangenen Wege liegen und von diesen Öffentlichkeiten strukturiert für gewisse Gruppen unsichtbar bzw. unerreichbar gehalten werden. Nur so ist es möglich, ein einseitiges Anzapfen von Wissen zu vermeiden bzw. die Richtung des Anzapfens zu ändern.
Vlatka Frketic