Piefke und Ösi

Nicole Honeck auf der Suche nach dem Ursprung …

 

Als ich das erste Mal wirklich in die Gesellschaft Österreichs ‹integriert› worden bin, war ich schon eines gehobeneren Alters (22 Jahre) und war über meine anfänglichen Konfrontationen, die ich im jährlichen Urlaub sammeln konnte (meiner Mutter Wurzeln befinden sich in Kärnten), schon weit entfernt. Damals, vielleicht war es ein einmaliges Ereignis, gab es Momente, in denen mensch meiner Schwester und mir nicht glaubte, wir seien deutsche Staatsbürger. Doch Kinder (ver)lernen schneller!

Sprache ist wohl das richtige Stichwort in diesem Zusammenhang, aber Sprache ist an Humor geknüpft und mit beidem kann einiges schief gehen: Nicht nur, dass ich zu Beginn meines Lebens in Österreich weder bei humorvollen und auf „Verarschung“ aufbauenden Unterhaltungen mitlachen, noch leicht einsteigen konnte, ohne jemanden persönlich angegriffen zu haben; so war es egal welchen Job ich absolvierte und sei es nur Werbegeschenke verteilen, konnte kaum ein Kärntner in der Fußgängerzone an mir vorüber ziehen ohne „..ah na mir komman oba nit von do…?“ zuzuschmeißen und in weiterer Folge meine Wortbetonung genauer zu untersuchen. Hier war ich zum ersten Mal gefordert, mich mit meinem Ursprung direkt auseinander zu setzen. Es ist nicht einfach sich einzuordnen in Systeme, in unterschiedliche Länder oder der Herkunft wegen zu Papa oder Mama. Geprägter bin ich sicherlich durch Deutschland, eigentlich sollte ich sagen Berlin, dort habe ich sozusagen die für die Entwicklung so wichtigen Jahre verbracht. Jedoch habe ich in der Zeit in Österreich, in Klagenfurt im Speziellen, zum ersten Mal den Humor meiner Mutter vollends verstanden. Was in Anbetracht der schon mit beiden Elternteilen verbrachten Jahre sehr schockierend und wundersam zugleich war und ist.

Ich habe das Glück, zwei Staatsbürgerschaften zu haben. Fühlen tu ich mich mehr als Österreicherin, stolz bin ich, berlinerischen Ursprungs zu sein. Warum, sei in beiden Fällen dahingestellt. Ich tendierte oft zu dem Glauben: doppelte Staatsbürgerschaften, doppelte Möglichkeiten, doppelte Welten. Das stimmt zu einem Teil, im Grunde genommen ist die Doppeltheit allerdings nur in einem selbst – vereint.

Es gehört zu mir! Und auch wenn ich auf den Berliner Humor immer leichter anspringen werde können, ich in Österreich vermutlich nie eine Bekanntschaft machen werde, die nicht früher oder später nach meinem eigentlichen Ursprung fragt, so erhalte ich zumindest die Chance, selbst etwas zu meiner Identität zu sagen!

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