Riesenfeuerwerk

Nicht mehr als ein Inszinierungstrick, schreibt Eugenie Kain.

 

Gleich nach Beginn des Krieges hat sich der Leistungsträger, Pensionssicherer und Selbstbehaltler mit seiner Außenministerin vor die Mikrofone und Kameras gestellt und Stellung bezogen. Und siehe da: Aus seinem Munde kollerte es mozartkugelgleich:

Wir? Wir sind doch neutral und das verpflichtet und da gibt es ganz klare Rahmenbedingungen … und im Hintergrund tänzelte ein anmutiger Lipizzaner auf seinen Hinterbeinen durch den Raum, für alle sichtbar, nur nicht für den Fragen stellenden ORF-Mann mit dem Mikro in der Hand. Der übersah und überhörte, dass da einer zu einer ganz alten Schablone gegriffen hatte und stellte keine Fragen. Schon wieder ein eingebetteter Journalist? Ein eingefärbter? Ein umgedrehter? Eine Anordnung der Zensurbehörde oder freiwillige Selbstzensur? Was müssen Journalisten alles mitmachen, damit die Wahrheit zu einer Schwester der Zeit wird?

Die Zeit geht momentan mit ihrer Schwester nicht zimperlich um. Schließlich ist Krieg und da herrschen andere Regeln. In Italien herrscht im Namen des Zivilschutzes Ausnahmezustand und der ORF nimmt seinen Bildungsauftrag ernst: Nach allen Regeln der Kunst wurden wir ins Kriegshandwerk eingeführt. In sämtlichen Journalen und ZIB’s knarren Militaristenstimmen über Zangenbewegungen, Vor- und Verrückungen, ein Major Eder erklärt im Morgenjournal die Welt der militärischen Operationen mit Panzern, Raketen und Bodentruppen, mit deren Hilfe die Weltordnung neu geschaffen und in eine Welt der Willigen und Unwilligen eingeteilt wird. Die Kollateralschäden kennen wir von den Bomben auf Belgrad und Novi Sad, das todbringende „friendly fire“ ist mit dem jetzigen Krieg nähergerückt.

Während „Stahlgewitter über Bagdad“((c) Kurier) niedergingen, liefen am Harter Plateau die Vorbereitungen für das „Sprengfest“ an. „Mobile Sanitätseinheiten“ wurden auf ihren Einsatz vorbereitet, an „Zaunsicherung“ wurde gedacht, Erdwälle errichtet, „Spezialeinheiten“ hatten den Auftrag, die armselig wirkenden Gerippe der beiden Wohntürme am Harter Plateau mittels Knicksprengung in die Vergangenheit zu donnern. Die „Riesen“ fielen und die Sponsoren machten für den Event einiges locker. Und im Schlagschatten des Krieges werden noch ganz andere Lunten gelegt: soziale Krankenversicherung: Sprengen! Pensionssystem: Sprengen! Arbeitslosenversicherung: sprengen! Umweltschutz: Sprengen! Kunst – und Kulturförderung: Sprengen! Meinungsfreiheit: Sprengen! Soziale und demokratische Errungenschaften: Sprengen!

Ein Riesenfeuerwerk wird abgebrannt. Und wie es aussieht geht die Inszenierung relativ problemlos über die Bühne. Bis sich dann der Rauch verzieht.

Eugenie Kain

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