Ganzjahresfasching ortet Eugenie Kain in der österreichischen Politik.
Der offizielle Fasching beginnt am 11. November. Die Faschingsprinzenzeit dauert so gesehen viel länger als es für den Lei Lei – Schmäh verträglich ist. Die Pru-Ha-Ha Schmähs aus Villach, die der ORF gemeinsam mit der verschwitzten Opernballübertragung den wehrlosen GebührenzahlerInnen Jahr für Jahr verordnet, haben höchstens Unterhaltungswert hinsichtlich des Zustands dieser sogenannten öffentlich -rechtlichen Rundfunkanstalt.
Und dann richten sich alle Kameralinsen und Mikrofone auf Oberösterreich, auf Ried, auf die Jahnturnhalle. Dort versetzt der derzeitige Kärntner Landeshauptmann mit einer Ansprache zum Aschermittwoch allen Ansprüchen zivilisatorischer Errungenschaften im Umgang der Menschen untereinander einen Tritt. Weil’s lustig sein soll, wird die Sau durchs Dorf getrieben, angebrunzt, gehöhnt, verspottet, fertiggemacht, erledigt. Ein medialer Pranger halt. In Zeiten früherer Gerichtsbarkeit durfte man dem Angeprangerten den Grünen ins Gesicht schlatzen, jetzt erledigt das der derzeitige Kärntner Landeshauptmann in Oberösterreich, in Ried in der Jahnturnhalle stellvertretend und rhetorisch. Tief, tiefer, am tiefsten müssen die Schmähs(?) sein, damit gelacht wird, damit der Schmähführer wieder ein paar Bonuspunkte zusätzlicher öffentlicher Aufmerksamkeit einsackelt.
Weiter ist nichts, weil in der österreichischen Politik das ganze Jahr über Fasching ist. Längst geht es nur mehr um Auftritte. Die PolitikerInnen haben ihre Masken auf, im Fasching kommt dann noch die Pappnase drüber. Unser LH mimt mit geballter Faust den Energischen, der Bundeskanzler mit zusammengekniffenen Lippen den Gelassenen, der HBP den strengen Landespapa. Bundeskanzler und HBP geben außerdem die über den Dingen Stehenden. Merke: Wer drüber steht, steht auch daneben. Die Medien spielen mit. Die Justizreform wird als Kasperltheater rezensiert, während hinter den Kulissen die Verfassung Stück für Stück demontiert wird bis ein allmächtiger Führer die Bühne betreten und beruhigend erklären kann: So, jetzt ist Ruhe, jetzt entscheiden wieder wir für euch.
Dieser Ganzjahresfasching wird zur Unterhaltung für das Volk inszeniert. Solange es mitspielt, bekommt es auch Masken verpasst und agiert seinerseits in der Rolle des wahren Österreichers zur Unterhaltung. A Gaudi muaß sei mit Alpendodeln, Samma -si – ehrlich – Bürgern, Jubelpatrioten, Mir -san-mir-Kämpfern, Wendewuzzis, braven KreuzelmacherInnen, Temelinphobisten, Sauberkeitsfanitikern, Law an Order Sheriffs, I wü mei Rua ham-Landsleuten, Kulturzwanglern etc. Niemand wird zum Mitspielen gezwungen. Und irgendwann ist schluss mit lustig. So oder so.
Eugenie Kain