Bedrohliche Zahlen

Corona bedeutet in Österreich auch negative Zahlenrekorde im Kunst- und Kultursektor. Eine Datenerhebung der KUPF OÖ zeichnet ein besorgniserregendes Bild und sollte nachhaltig zu einem kulturpolitischen Umdenken führen.

Von 19. bis 29. März 2020 führte die Kulturplattform Oberösterreich (KUPF OÖ) gemeinsam mit der IG Kultur Österreich und den anderen Ländervertretungen eine bundesweite Datenerhebung durch. Ziel war, erstmals konkrete Aussagen über das Ausmaß des entstandenen Schadens für die freie Kunst- und Kulturszene treffen zu können. Das Ergebnis ermöglichte es der KUPF OÖ, konkrete Forderungen zu formulieren, die teilweise auch von Seiten des Landes Oberösterreich und der Bundesregierung umgesetzt wurden. Zusammengefasst wurde deutlich: Im ersten Monat der Corona-Veranstaltungsverbote entstand Oberösterreichs Kulturvereinen – u. a. durch die Absage oder Verschiebung von Veranstaltungen und Projekten – ein Schaden von fast 1 Mio. €. Bis Ende Juni – bevor wieder Indoor- und Outdoorveranstaltungen für bis zu 250 / 500 Personen erlaubt sind – summiert sich der befürchtete Schaden bereits auf über 2 Mio. € und 4.000 entfallene Kulturveranstaltungen. Aufgrund jahrzehntelanger Unterfinanzierung und struktureller Aushungerung des ‹Kulturlandes Oberösterreich› ist bis dahin mehr als jeder dritte Kulturverein von der Zahlungsunfähigkeit bedroht. Die bis zu Redaktionsschluss wirksamen wie angekündigten Rettungsmaßnahmen sind oft nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Bereits vor der Coronakrise war die Finanzlage in Oberösterreichs Kulturszene extrem angespannt: Die Förderhöhen im zeitgenössischen Kunst- und Kulturbereich sind mehr als mangelhaft, Rücklagen sind kaum vorhanden, Mitarbeiter*innen unterbezahlt, Investitionen in die Infrastruktur schon lange nicht mehr möglich, einige Vereine sind sogar verschuldet. Das einst stolze Kulturland OÖ gilt heute als Sorgenkind der österreichischen Kulturszene. Die KUPF OÖ erneuert daher ihre Forderung nach einer Verdoppelung des jährlichen Förderbudgets von 5 Mio. € auf 10 Mio. €, denn: Sofort-Maßnahmen sind das Eine. Darüber hinaus braucht es Investitionen in die Zukunft – wie etwa ein Kultur-Konjunkturpaket. Die Politik muss aus diesem drastischen Einschnitt lernen, wenn sie verhindern möchte, dass das Kulturland Oberösterreich nach Corona verödet ist.

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