Boden für Wachstum

Im Dialog mit der Zeit zu sein, ist inhärenter Bestandteil beziehungsweise der Boden von Kunst und Kulturarbeit. Wir nehmen diese Perspektive gewissermaßen als gegeben wahr. Dennoch brachten die Umstände in den letzten Wochen eine nie dagewesene Herausforderung mit sich – nicht zuletzt auch für ein Kunstfestival im öffentlichen Raum, 14 dafür ausgewählte Projekte und alle ihre Protagonist*innen. Im Rhythmus der laufend aktualisierten Vorgaben und Erlässe musste in regelmäßigen Intervallen neu gefragt werden: Wie lässt sich das nun realisieren? Es folgten formale Adaptierungen, Schutzmaßnahmen und viele Gespräche. Der Effizienz wurde der Nachrang erteilt. «Stiller Beobachter» ist heuer der thematische Boden für die LeonART. Bäume – eben diese stillen Beobachter – wurden als Spielorte auserkoren. Fest verankert und tief verwurzelt sind sie die Bezugspunkte. Die Diskrepanz, ein Festival im öffentlichen Raum und rund um die Natur zu gestalten, dabei aber nun möglichst viel virtuell anzubieten, erzwingt und erlaubt neue Wege der Kunstpräsentation: Die Konzertreihe WOOD-STOCK wird – wie alle Performances – am Originalort vorab aufgezeichnet und im virtuellen Raum zu sehen sein. Für manche Projekte, etwa die Selbstisolation IM WALD von Hubert Ebenberger oder SargBARgespräche & JoURNey von Verena Brunnbauer und Petra Wieser, tun sich neue Bezugspunkte auf: Sie stehen nun plötzlich einer neuen Realität gegenüber. In einer Zeit von fremdverordneten Ausgangsbeschränkungen wurde das Sehnsuchtsgefühl nach dem ‹Mit sich selbst in der Natur Sein› neu konnotiert. Und auch die Einladung sich an der SargBAR mit Expert*innen dem Thema Tod zu widmen, hat neue Aktualität erfahren. So geht es in dieser besonderen Situation für das Festival auch darum, an der Beschäftigung mit der digitalen Übersetzbarkeit und an der gemeinsamen Projektentwicklung mit den Künstler*innen zu wachsen. Und nicht zuletzt bedeutet die Eröffnung des Festivals in veränderter Form Anfang Juli auch einen Startschuss für das Erproben neuer Möglichkeiten von Kunst- und Kulturveranstaltungen.

Anfang Juli werden bei der LeonART in Leonding 14 Projekte zum Thema „Stiller Beobachter“ im öffentlichen und virtuellen Raum gezeigt. Kuratiert wird das biennale Kunstfestival 2020 von Jasmin Leonhartsberger und Sarah Schnauer. → kuva.at/leonart-festival

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