Gottseidank gibt es die NEOS. Die Liberalen setzen sich generell für Grundrechte ein, insbesondere für das Recht auf Grundbesitz. Sie kämpfen sogar für sonst kaum beachtete Menschenrechte. Die pinke Nationalratsabgeordnete Martina Künsberg Sarre lässt Spott darüber, dass sie sich außerhalb des Hohen Hauses Martina von Künsberg Sarre nennt, von sich abperlen. Unlängst haben ihre Brüder, die edlen Ritter, ihr Recht aufs „von“ sogar vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte erstritten. Bloß als Künstler*innenname zwar, aber immerhin.
Frau von Künsberg muss in ihrer Partei keine Standesschande fürchten. Auf der Liste der NEOS für die Nationalratswahl prangte ihr Name neben jenen vornehmer Geschlechtern wie derer von Hoyos-Trauttmansdorff, Mayrhofer-Grünbühel oder Korff-Schmising-Kerssenbrock. Selbst auf Bezirksebene tummeln sich bei den Liberalen die Grafen, Freiherrinnen und Barone. Wer bei den Grünen landet, fragt Parteikolleg*innen nach ihren Pronomen. Die NEOS, so scheint es, grüßen sich vorsichtshalber mit Durchlaucht.
Parteichefin Beate Meinl von Reisinger sollte sich dadurch nicht gefrustet fühlen, sondern gefürstet. Keine Angst vorm Adel! Wer sonst kann die Vorherrschaft des Bürgerlichen in Österreich brechen. In Zeiten des bourgeoisie-gemachten Klimawandels vermag es wahrhaftig nur der grundbesitzende Stand, seine schützende Hand über Gottes Schöpfung zu spannen. Wo der Mob noch den letzten Boden mit Folienseen überzieht, braucht es blaues Blut für einen grünen Planeten.
Liebe Klimaschützer*innen, vergesst eure Umweltverträglichkeitsprüfungen – wir brauchen ein Recht auf Eigenjagd! Denn wo Frau von Künsberg Pfaue erlegt, kann kein Baumarkt-Parkplatz Fläche fressen. Und, wenn wir schon dabei sind – höchste Zeit für ein Kurienwahlrecht. Wie sonst sollen wir unsere pinken Hoffnungsträger*innen vor der Abwahl durch die graue Masse schützen. NEOS ins Herrenhaus! War denn unter Habsburg alles schlecht?
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