Macht und Geld

3 Fragen an … Tanja Fuchs

Wird in deinem Arbeitsfeld über Machtverhältnisse gesprochen?

Ungleiche Machtverhältnisse gibt es überall, die bleiben auch – oder gerade – im großteils prekären Kulturbereich nicht aus. Wirklich konstruktiven Austausch dazu scheint es mehrheitlich unter Personen zu geben, die aus unterschiedlichen Gründen eher auf der Betroffenenseite des Gefälles herumkrebsen und so nur bedingt Einfluss auf Veränderung haben. Es haben sich aber unterstützende Anlaufstellen entwickelt, wie die Vienna Club Commission oder #technometoovienna.

Welche Rolle spielt Geld dabei?

Wenn deine Projekte nicht ausreichend finanzielle (Förder-)Mittel zur Verfügung haben, wird eine Umsetzung mit fairer Bezahlung der Beteiligten häufig so gut wie unmöglich. Aber es beginnt schon bei den Räumen: Wenn etwa Lautstärkebeschwerden von Anwohner*innen, die vollen Bewusstseins einen Mietvertrag nahe eines bestehenden Veranstaltungsorts unterschrieben haben, priorisiert werden gegenüber der kulturellen und gesellschaftlichen Notwendigkeit der Erhaltung solcher Orte, verliert eine Stadt stetig an Konzerträumen. Das begünstigt eine gefährliche Monopolstellung von Wenigen, die geeignete Räume haben und vermieten. Und wenn es dann auch noch ein Arschloch ist, das so einen der letzten Clubs besitzt, den sich die Freie Szene noch leisten kann, oder so ein Mensch ein gut gefördertes Festival programmiert, können schon mal Jahre an missbräuchlichem Verhalten gegenüber Mitarbeiter*innen und Kooperationspartner*innen vergehen, bis sich jemand traut, laut zu werden. Das ist Macht, in Form von Kapital und / oder brancheninternem Einfluss, die gewaltsam ausgenutzt werden kann und wird.

Wie erkennt man problematische Personen/ Strukturen und was hilft im Umgang mit ihnen?

Indikatoren können so subtile Dinge wie Achtlosigkeit oder aggressive Formen wie körperliche oder verbale Übergriffe sein. Ungleiche Behandlung oder Bezahlung dort, wo das nicht angebracht wäre, ist sowieso weit verbreitet. Das Aufzeigen dieser persönlichen wie strukturellen Unzulänglichkeiten hilft, wird allerdings gern von denen als bedrohlich empfunden, die am bequemeren Hebel sitzen.
Darum ist es wichtig, frühzeitig für sich selbst und nach bester Möglichkeit auch für andere einzustehen. Es braucht Sensibilität und Aktivität von allen Seiten, damit Machtmissbrauch nicht konsequenzlos bleibt.

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