Von unten nach oben

3 Fragen an… Dominika Meindl über Humor und Literatur, Satire und Politik, unsere Präsidentin und das goldene Matriarchat.

Du trittst im Internet, bei Veranstaltungen und im Rahmen der Original Linzer Worte auch als die satirische Kunstfigur Deine Präsidentin” auf. Was ist lustig an Politik?

Politik ist nicht lustig. Das ist nicht schlimm, denn es muss keinen Spaß machen, den faschistoiden Populismus zu stoppen oder ein Fördergesetz für Qualitätsjournalismus zu beschließen oder fossile Brennstoffe massiv zu besteuern oder die beknackte Pandemie zu beenden – Hauptsache, das wird schleunigst erledigt. Wenn Funktionäre lustig sein wollen (insbesondere konservative Herren, darum gendere ich hier ausnahmsweise nicht), geht das automatisch in die Hose. Sie verletzen damit ein Axiom der Satire: Die Stoßrichtung muss immer von unten nach oben gehen.

Als Präsidentin proklamierst du das Ende der ewigen Männerherrschaft. Welche lustvollen Erlebnisse erwarten uns im Goldenen Matriarchat?

„Deine Präsidentin“ ist die welteinzige Ausnahme vom Satire-Axiom: Sie ist als sehr mächtige Frau sehr lustig. Dieser Humor basiert auf vernünftiger Einsicht, denn die Befreiung von der stressigen Macht ist eine Entlastung für die Männer. Emanzipiert atmen sie auf und erkennen, wie erheiternd das gute Leben ist. Leider geht das zu Lasten aller, die sich zu Frauen erklären, und die jetzt die Verantwortung übernehmen müssen. Aber dafür verdienen sie das ganze Geld, das entschädigt. Und wenn ein entspannter Mann zuhause freudig auf deine Heimkehr wartet, ist das ja lustvoll und schön.

Du bist auch Schriftstellerin, Kuratorin der Lesereihe experiment literatur und Regionalsprecherin der GAV. Wie wichtig ist Humor in der Literatur? Ist es überhaupt Literatur, wenn es witzig ist?

Darauf muss ich hoffen, sonst ist mein Geschäftsmodell untauglich! Im Ernst: Es wird niemanden überraschen, dass ich Witz und Humor für kunstwürdig erachte. Wie denn auch nicht? Was wäre das für eine traurige, enge Definition von Kunst!

In meiner eigenen Arbeit, wenn ich also nicht explizit satirisch schreibe, mischen sich das Lustige und das Traurige untrennbar. Denn ich bemühe mich, etwas Relevantes über unser Leben zu sagen, und das ist eben immer lustig und traurig zugleich.

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