Festgetuckert

Eine Gnackwatsch’n jenen gewidmet, die sich ungewollt annähern oder den Sessel nicht frei machen.

Manchmal braucht es Außensicht: Warum ich zulasse, dass XY seine Hand von hinten so väterlich auf meine Schulter legt, während er mir die Welt und meine Arbeit gleich mit erklärt, werde ich gefragt. Dass er das schon öfter gemacht hat inklusive ein paar Anzüglichkeiten, die von mir bislang nur mit gequältem Gelächter quittiert wurden, erwähn ich lieber gar nicht. Weil’s nichts bringt. Weil XY eigentlich einer von «den Guten» ist. Weil wir uns nicht ins eigene Nest scheißen. Vor allem nicht, wenn das die «Anderen» eh grad heftig tun und wir zusammenhalten müssen.

die chauvies in der freien und kunst-szene sind immer noch ein stück bemitleidenswerter als die von denens eh zu erwarten war, dass sie nicht über ihre kleingeistigen hierarchiegrenzen blicken können

schrieb kürzlich Eine auf Facebook und der Satz entspringt Not und Wahrheit gleichermaßen: Warum verblüfft es uns so, wenn wir in der Freien Szene auf genau die gleichen Macker und chauvinistischen Sprüche stoßen wie in der Welt da draußen? Warum verfallen wir in Schockstarre, sind gehemmt, nehmen’s nicht ganz so ernst?

Wenn etwa Moderatorinnen und Sendungsmacherinnen live darüber diskutieren, wie es gelingen kann, die gleiche Aufmerksamkeit für ihre Sendungen und Inhalte zu generieren, und einer der männlichen Hauptverantwortlichen schläft in Sichtweite dazu ebenso live, so ist das nicht lustig – egal ob in einem etablierten oder freien Medium. Ihre männlichen Kollegen und Mitarbeiter, erzählt etwa die Leiterin eines kleinen Kulturvereins, würden nach wie vor von Künstlern als die in relevanten Fragen wie Kooperationen oder Ankäufen maßgeblichen Ansprechpartner betrachtet, obwohl die ohnehin bei ihr nachfragen müssten. Mittlerweile würde sie einfach nicht mehr reagieren, wenn einer nicht einmal wüsste, an wen er sich zu wenden hat, meint sie.

BIIITCH, ZICKE, mit der kannst du nicht arbeiten, die ist so schwierig! – hör ich Männer da schon rufen. In der Freien Szene und in den von der KUPF OÖ vertretenen Vereinen funktioniert eine Quotenregelung, solange es meist ehrenamtlich tätige Vorstandsmitglieder betrifft, ganz hervorragend, sobald es um bezahlte Tätigkeiten wie etwa die Geschäftsführungen geht, wird es schon etwas dünner. Und selbst wenn Frauen in Führungsverantwortung sind, werden sie seltener wahrgenommen als Männer. Aber: sind ja eh lauter Feministen, Frauenversteher und Im-Haushalt-Mithelfer, schützens- und lobenswert. Wenn sie den Lohnarbeits-Sessel frei machen sollen für eine Frau, tuckern sie sich allerdings genauso gern fest wie ihre Kollegen in etablierten Strukturen.


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