Die letzte Warnung

Na bumm. Der Wahlsieg von Donald Trump hat eingeschlagen wie eine Bombe. Fühlt sich an wie Brexit, nur schlimmer, konnte man auf Twitter lesen. Dieses Gefühl täuscht nicht: Wir sind drauf und dran, den Kampf gegen den Rechtspopulismus auf Jahre und Jahrzehnte hinaus zu verlieren.

Trump oder seinen WählerInnen jetzt eine Gnackwatsch’n zu verpassen wird nicht nur nichts ändern, es würde sogar noch seine Twitter-Reichweite erhöhen. Wir müssen schon bei uns selbst ansetzen, denn die größte Stärke der Rechtspopulisten ist unsere Schwäche – inhaltlich, strategisch, taktisch, emotional. Wir, das sind die anderen, die linken, liberalen und fortschrittlich denkenden Teile der Gesellschaft, die es nicht geschafft haben, der reaktionären Utopie eine attraktive und glaubwürdige Zukunftsvision entgegenzusetzen. Gerade hier in Österreich scheitern wir schon seit 30 Jahren daran. Viel zu lange haben wir uns damit beschäftigt, die Verbindungen der FPÖ zur rechtsextremen Szene aufzudecken und anzuprangern. Viel zu lange haben wir uns darauf beschränkt, mal mit rationalen, mal mit moralischen Argumenten gegen Rassismus anzugehen. Viel zu gerne sind wir unangenehmen Themen ausgewichen und haben an einem wachsenden Teil der Bevölkerung vorbeidiskutiert.

Mit Rationalität oder Moral alleine kommen wir nicht weiter. Trump zu wählen, ist keine rationale Entscheidung, Trump ist ein Gefühl. Das Gefühl, zu kurz zu kommen, bedroht zu sein, abgehängt zu werden und die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren. Kein unberechtigtes Gefühl. Um so ein Gefühl zu besiegen, braucht man ein besseres Gefühl. Angst muss man mit Zuversicht begegnen, Pessimismus mit Optimismus und Verbitterung mit Lebensfreude. Wir dürfen nicht länger einen defensiven Abwehrkampf „gegen etwas“ führen, wir müssen endlich wieder „für etwas“ kämpfen. Was wir brauchen sind politische Ideen, die mutig und trotzdem realistisch sind. Ziele, für die es sich zu arbeiten und zu wählen lohnt. Eine Vorstellung von Zukunft, die spürbar attraktiver ist als die Rückkehr zur guten alten heilen Welt von irgendwann, die unsere GegnerInnen in Aussicht stellen.

Wir brauchen eine Art Polit Star Trek, das die schmuddeligen Heimatfilme so alt aussehen lässt, wie sie in Wirklichkeit sind. Da geht es um ein geeintes Europa und ein bedingungsloses Grundeinkommen. Um Solidarität und Inklusion. Um Roboter und Windräder und irgendwann auch ums Beamen und den Replikator. Es geht um nichts weniger als um eine Welt, in der altertümliche Instrumente wie die Gnackwatsch’n gänzlich überflüssig sind.

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