Potentiale aktivieren!

Andi Liebl im Gespräch mir Susi Seifert und Thomas Duschlbauer über 10 Jahre Kulturzentrum d`Zuckerfabrik in Enns

 

Anfang des Jahres 1992 konstituierte sich die Kulturinitiative ZKURE – „Zeit-Kult-Ur-Raum-Enns“, die 1993 ihre Heimat im großen Areal der aufgelassenen Zuckerfabrik Enns/Kristein fand. Florian Hunger, Kulturmanager und Künstler, entwickelte das Konzept für die Kulturinitiative, bestehend aus einer losen Gruppe von KulturidealistInnen. Susi Seifert, von der ersten Stunde an mit dabei, sorgte nach dem Tod von Florian Hunger für den Fortbestand der Initiative.

Das neu adaptierte Kulturzentrum „d’Zuckerfabrik“ nahm nach viel Planungsarbeit und Gesprächen 1994 den kulturellen Betrieb auf. Die Veranstaltungen fanden zwischen rostigen Metallsäulen, kalten Betonwänden und provisorisch installierten Plastikplanen statt. Auf annähernd 700 qm folgten jahrelange Renovierungsarbeiten: Bühne, Bühnenvorhang, Adaptierung von 6 Proberäumen, Akustik-Wandverkleidung, Säulenrestaurierung, Fußboden, Heizung, Lüftung und die Errichtung eines „Kultur-Beisls“ sowie eines Büros und eines Seminarraumes.

KUPF: 10 Jahre Kulturarbeit in der Zuckerfabrik in Enns. Da gibt es sicherlich einiges zu erzählen. Zum Beispiel von Tiefschlägen und Höhepunkten.
Susi: Was ich nicht mehr vergesse, ist der Tod vom Florian. Am Anfang dachte ich, alles wie er machen zu müssen. Das war aber nicht möglich und ich bin draufgekommen, dass ich eine eigene Art habe, Dinge anzugehen. Ab da ging’s dann auch leichter. Abgesehen vom Desinteresse von Seiten der Gemeinde, das hat sich erst in letzter Zeit gebessert. Wir haben nun jedenfalls das Gefühl akzeptiert zu werden. Höhepunkte haben wir regelmäßig bei unseren Veranstaltungen, wenn sich die Leute wohl fühlen.

Thomas: Eine besonders schöne Veranstaltung war Salonkultur; hier ist es gut gelungen einen Austausch herzustellen. AutorInnen aus Berlin, Wien und Enns bestritten einen literarischen Abend mit internationalem Charakter. Das Konzept ist voll aufgegangen.

Welche Entwicklungen hat es bei euch gegeben? Habt ihr ein Entwicklungsziel erreicht?
Susi: Da gibt’s keine festgemachten Ziele. Das Wesentlichste war der Raum, dann natürlich auch der Anspruch, das Kulturgeschehen in der Stadt Enns zu beleben, soziale, kreative, künstlerische Potentiale zu aktivieren und Kunst und Kultur als Grundbedürfnisse des Menschen in unserer Gesellschaft zu unterstützen. Nun soll sich immer wieder was entwickeln, was entstehen. Inhaltlich möchte ich nicht stehen bleiben und von der Gestaltung her immer etwas Neues bieten.
Thomas: Da ist sicher noch einiges möglich, die Akzeptanz ist mittlerweile da. Leute aus dem Umland von Enns kommen auch immer wieder mal vorbei.
Susi: Wir haben auch viele überregionale BesucherInnen, gerade bei den Workshops. Und „make musik“, der Bandwettbewerb, zielt überhaupt auf ganz Österreich ab.

Eure Arbeitsweise, wie kann ich mir das vorstellen?
Susi: Wir haben einerseits ein Grundprogramm, das hat sich so entwickelt in den letzten Jahren.

Thomas: Zeitgenössisches! Musik, Workshops, Ausstellungen, Lesungen. Gerade die Lesungen sind ein sehr schöner Teil des Programms. Das sind keine Massenveranstaltung, die haben etwas Intimes. Das ist schön.
Susi: Und wenn jemand kommt und etwas machen möchte, da gibt’s dann immer wieder plötzlich neue Sachen: so auch der Abend „tausche gegen eine Viertel Stunde“, der zu einer open stage geworden ist, und da hat keiner von uns im Vorhinein gewusst, wie und was das wird.
Thomas: Das hat auch Wirkung. Mit unserem gegenpopulistischen Konzept, Menschen eine Bühne zu geben wo sie sich selbst artikulieren können, haben wir gute Erfahrungen. Da kann was wachsen. Und der Raum ist super variabel. Da kann ich total viel anstellen mit dem Raum, der verändert sich dann auch von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Und die Zukunft, die nächsten 10 Jahre?
Susi: Wenn ich überlege was in den nächsten 10 Jahren passieren soll, denk ich mir, ich will nicht so lange planen. Das hat schon mit meiner Ehe nicht funktioniert, wie soll das dann in einem Kulturverein passieren!

Liebl Andi

 

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