Die Entwicklung von Medienlabor – Pilotprojekten verfolgt Andi Liebl im Interview mit Andrea Mayer-Edoloeyi.
KUPF: Andrea, du arbeitest seit den Anfängen an der Idee „cultural highway“ mit. Ist der jetzige Stand mit fünf ausformulierten Medienprojekten (siehe Kasten, Red.)der Startschuss für konkrete politische Arbeit?
Andrea Mayer-Edoloeyi: Ja, nach langer Zeit, wo es viel um politische „Hintergrundarbeit“ ging, steht nun die konkrete Umsetzung an. Manche PolitikerInnen haben in Gesprächen eine Konkretisierung unserer Forderung mittels Projekten eingefordert: Hier sind sie nun und wir wollen eine Finanzierung!
Die freien Radios in Oberösterreich kämpfen seit fünf Jahren (erfolgreich) ums Überleben, an Landesmittel als Basisförderung für den laufenden Betrieb ist nicht zu denken. Ist das nicht ein Widerspruch, wenn nun Medienprojekte, die auf public access abzielen, vom Land gefördert werden?
Nein, so kann das nicht gesagt werden. Klar, noch immer steht die Basis-Förderung der Freien Radios seitens des Landes aus. Aber Medienlabors und freie Medienarbeit ist einfach noch einmal mehr und anders. Wichtig ist uns der offene Zugang zu neuen Technologien, die in vielfältiger Weise kreativ und gesellschaftlich aktiv genutzt werden können. Mit der Vielfalt der nun konkreten Projekte der freien Medienarbeit in Oberösterreich dokumentieren wir nun ein Stück weit mehr, wie notwendig eine Förderung für diese ist, weil sich darin viele interessante Potentiale für die Kunst- und Kulturentwicklung in Oberösterreich widerspiegeln.
Letztes Jahr gab der Landeskulturbeirat die Empfehlung für ein Pilotprojekt in Sachen Medienlabor. Nun liegen fünf Projekte vor. Wie ist das passiert?
Die KUPF hat auf Basis der eigenen Aktivitäten und aufgrund des LKB-Beschlusses alle interessierten Kulturinitiativen eingeladen, sich zu treffen und gemeinsam über die konkrete Umsetzung zu diskutieren. In diesem Prozess hat sich herausgestellt, dass jedes Projekt, da es lokal, anhand der Bedürfnisse in der Region, entwickelt wurde, anders gelagert ist.
Wir haben dann gemeinsam beschlossen, es mit der Finanzierung aller Projekte zu probieren. Da ist sowieso dringender Handlungsbedarf gegeben und wir können damit auch noch einmal klar dokumentieren, wie wir uns Kulturentwicklung vorstellen: Projekte werden von lokalen TrägerInnen entwickelt und nicht irgendwo am „Grünen Tisch“.
Zum weiteren Verlauf der Dinge: Hältst du die Chancen einen Medientopf durchzusetzen für realistisch? Und sind dann auch die freien Radios sowie bestehende Initiativen wie Medea NutznießerInnen eines solchen?
Wir wissen es nicht. Die neue Konstellation im Land – Schwarz-Grün – gibt Hoffnungen, dass das Klima gerade für das Thema freie Medienarbeit offener sein könnte. Wir werden in den nächsten Monaten konkrete Verhandlungen führen, wo natürlich nicht nur die jetzt vorliegenden neuen Projekte ein Thema sind, sondern auch schon bestehende Medienprojekte. Unser Vorschlag, einen Medientopf einzurichten, zielt ja darauf ab, dass hier Initiativen vom Land nicht mehr hin und her verwiesen werden und dass endlich ausreichend dotierte Förderansätze für freie Medienarbeit da sind. Ich bin mir sicher: Es werden auch in den nächsten Jahren weitere Projekte in der Kulturinitiativen-Szene entstehen. Das ist auch gut so!
Danke für das Interview.
FACTS
Fünf Kulturinitiativen beteiligen sich an der konzeptionellen Entwicklung von regionalen Medienlabors. Die Aktivitäten die vor Jahren als Cultural Highway ihren Anfang nahmen scheinen nun durch konkrete Verhandlungen zu einer Pilotfinanzierung einer Medienwerkstatt zu führen. Angedockt an einen Kulturverein, verbunden mit einem breitbandigen Internetzugang und ausgestattet mit Infrastruktur sowie Personal präsentierten sich die skizzierten Musterprojekte. Die nun vorliegenden Projekte verdeutlichen den Spielraum und die regionalen Besonderheiten zwischen diesen Punkten.
Geographisch verteilt auf die Regionen Braunau, Bad Ischl, Freistadt, Steyr, Ottensheim und Linz sind die TrägerInnen jeweils örtliche Kulturinitiativen mit langjähriger Erfahrung. Mit ihren Konzepten schlagen sie eine Brücke zwischen bestehender Programmatik und Struktur zu neuen Ufern. Gemeinsamer Nenner: Demokratisierung der Medienlandschaft durch Herstellung von Zugängen, Qualifizierung, Content-Arbeit und Distribution.
Unter regionale Besonderheiten fallen dann Umstände wie bei Medea in Linz, die seit Jahren unter widrigsten Umständen eine Medienwerkstatt betreiben und neben einer Anlaufstelle für die laufende Finanzierung eine solide technische Grundausstattung benötigen. Oder die Arge Granit, die mit ihrem ausgegliederten Verein ottensheim.at bereits eine virtuelle Publikationsplattform geschaffen hat und darauf aufbauen möchte. Oder, oder, oder …
Die Projekte sind allesamt schlüssig und verdienen entsprechende Aufmerksamkeit der Landeskulturpolitik!
Andi Liebl