Mehrerlei Theater

Mehrerlei Theater behandelt Luigi Gabinetto in seiner neuen, fixen Kolumne.

 

Der Skandal ist perfekt. Ein nationales Heiligtum ist verraten und geschändet. Der Belgier Mortier und der Piefke Neuenfels haben sich an „unserer Fledermaus“ vergriffen. Eine Entgleisung, eine Entstellung, eine Katastrophe. Die Buhrufe wollen kein Ende nehmen. Die Presse geifert. Von einem „Entrüstungssturm ungeahnten Ausmaßes“ schrieb die Presse oder von einer „Bankrotterklärung vor den Ansprüchen von Johann Strauß“ war die Rede. Was war geschehen, das die Kulturspießer so in Rage gebracht hat, was die Salzburger Trachten-Schickimickis und Fizzefazzes zu Aufständischen werden hat lassen?

Es war nicht, wie die Aufregung vorzugeben glaubte, die „musikalische Entgleisung“, die die Wellen so hochschlagen ließ. Vielmehr wurde „Die Fledermaus“ von Hans Neuenfels bis zur Kenntlichkeit verzerrt. Lüge, Intrige, Perversion, verkokste Lüsternheit, Heuchlerei, offenkundige Scheinheiligkeit will dieses Publikum doch nicht auf der Bühne vorgesetzt bekommen, sind es doch die Ingredienzien ihres eigenen Schweinelebens.

Eine Verlogenheit hat Hans Neuenfels gezeigt, die uns aus dem politischen Leben hierzulande nur bestens bekannt ist. Wie die Mussolini-Namensvetterin Ferrero-Waldner die Mitglieder der Volxtheaterkarawane zuerst bei den italienischen Behörden denunziert hat, ihnen später über den italienischen Außenminister ausrichten hat lassen, dass sie mit dem Vorgehen der halbfaschistischen Polizeieinheiten eh einverstanden sei, zeigt, wie verkommen das politische Personal bereits ist. Da bleibt selbst die pointierteste Theaterinszenierung weit hinter der Realität zurück.

Luigi Gabinetto

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