Journalistische Plazenta

Luigi Gabinetto bekommt ob journalistischer Plazenta Migräne.

 

Eines Dienstags frühmorgens: „Migräne neue Volkskrankheit“. So titelte Dichand’s Kleinformat, verschweigt aber die Gründe: Die Kopfschmerzen sind womöglich Resultat der Lektüre der ranzigen Hervorbringungen des heimischen Blätterwaldes.

Gusenbauer präsentiert Pfäffin Knoll als neue Kandidatin für die SPÖ. Sie soll nach den Wahlen als Staatssekretärin im Sozialministerium arbeiten, denn in seinem Kabinett des Lichtes bräuchte es dringend eine Mutter Courage, so der SPÖ-Spitzenkandidat in seiner grenzenlosen Ahnungslosigkeit. Vielleicht hat ihm noch niemand gesagt, dass die Mutter Courage in Brechts Stück eine Kriegsgewinnlerin der ganz zweifelhaften Sorte ist. Eine Marketenderin, die zwar ein Kind nach dem anderen im Krieg verliert, aber trotzdem ihren Schnitt mit dem Krieg machen will. Gusenbauer sollte mehr Brecht und weniger Bibel lesen. Oder sich andere Benamsungen für seine Kandidaten einfallen lassen. Wie wär’s mit Mutter Theresa?

Apropos Quereinsteiger im Kabinett des Lichtes. Wolfgang Petritsch ist zwar nicht zu den Kriegsgewinnlern zu zählen, aber immerhin so etwas wie ein Kriegstreiber. Und diese Geschichte ging so: Noch 1996 wurde die UCK international als das bezeichnet, was sie war und ist – als eine Bande von Terroristen und Mordbuben, die ihre schmutzigen Geschäfte mit Drogen und Waffenhandel finanzieren. Es ist Verdienst von Petritsch, dass diese Mörder und Räuber so weit salonfähig gemacht worden sind, dass sie in Rambouillet an den Verhandlungstisch gezerrt werden konnten, um einen Vorwand für die Bombardierung von Jugoslawien durch die USA zu haben. Wer Kriminelle für seine Politik instrumentalisieren kann, wird UNO-Hochkommissar und in weiterer Folge Kandidat für das Kabinett des Lichtes. Wer hierbei Kopfschmerzen bekommt ist naiv und selber schuld.

Andere Lektüre hingegen bereitet Unterleibsschmerzen. Gegen Pfarrer Weidinger ist kein Kraut gewachsen: „Der Fötus ist kein Gewebeklumpen: (…) Deshalb handelt es sich bei der Abtreibung um etwas sehr Reales“. Noch erstaunlicher geht’s weiter: „Ist eine Abtreibung einmal vollzogen worden, dann kann sie nicht mehr rückgängig gemacht werden“. Ja, ja, das geht genau so wenig wie ein bisserl schwanger sein. Da haben die katholischen Pfaffen mit Sicherheit kein Problem, denn kleine Buben werden ja nicht schwanger. Aber anstatt den schwangeren Frauen ein prima Kräuterrezeptlein zu empfehlen, das wegmacht, was frau nicht bekommen möchte, kommt er mit guten Ratschlägen daher: „Eine würdige Beichte ablegen und gleichzeitig den Vorsatz fassen, es kein zweites Mal zu tun“. Wenn doch die Katholiken versprechen würden, kein zweites Mal Frauen, die solche Rezepte gewusst haben, auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, wie sie’s Jahrhunderte taten, wär‘ schon viel gewonnen. Doch dieser zurückgebliebene Rest journalistischer Plazenta auf Zeitungspapier lässt nicht darauf hoffen.

Luigi Gabinetto

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