Von Porto Alegre bis Afiesl

Globales denken legt Andi Wahl GemeindekulturreferntInnen nahe.

 

Die KUPF macht nun ernst mit dem Grundsatz, global zu denken und lokal zu handeln. Mittels eines Bildungsangebotes für GemeindekulturreferentInnen will sie ihren Beitrag zur Herausbildung neuer Demokratieformen leisten.

Angesichts des Bedeutungsverlustes nationalstaatlicher Entscheidungsstrukturen stellt sich die Frage nach neuen Demokratie- und Mitbestimmungsformen immer drängender. Welche Einflussmöglichkeiten haben „normale“ BürgerInnen in einer sich globalisierenden Welt? Was bleibt überhaupt noch von den Demokratisierungsbestrebungen der letzten hundert Jahre, auf die die so genannte „westliche Welt“ so stolz ist, und aus denen sie nach wie vor den Anspruch auf die Weltführerschaft ableitet (siehe Menschenrechte)? Doch wo vieles in sich zusammenfällt, da entsteht auch oft Neues. So entwickeln sich in den unterschiedlichsten Weltregionen, von Brasilien über Zimbabwe, Frankreich und Indien neue Formen direkter Demokratie. Die Menschen versuchen sich zumindest in ihrer unmittelbaren Umgebung in die Geschehnisse einzumischen und entwickeln neue Formen der Mitbestimmung. BürgerInnenhaushalte, Teile kommunaler Budgets über die Stadtteilversammlungen direkt zu bestimmen, sind nur eine Möglichkeit, die Formen repräsentativer Demokratie durch direkte Demokratieformen zu ergänzen.

Einmal mehr erweisen sich regionale Entscheidungsstrukturen als Labor zur Entwicklung neuer Formen gesellschaftlicher Entscheidungs- und Konsensfindung. Diese auch in Österreich zu erwartende Aufwertung regionaler Strukturen nimmt nun die Kulturplattform zum Anlass, um ein früher angebotenes Service wieder in ihre Tätigkeit aufzunehmen: die KulturreferentInnenschulungen. Ausgehend von der damaligen Beobachtung, dass sich viele KulturreferentInnen in ihrer Funktion alleine gelassen fühlten, ja diese Funktion oftmals nur als Abschiebungsposten für unliebsam gewordene ParteifunktionärInnen fungierte, entschloss sich die KUPF, dem sich daraus ergebenden Kompetenzvakuum der KulturreferentInnen entgegen zu wirken. In einigen Schulungen konnte den oftmals der Verzweiflung nahen GemeindefuntionärInnen unter die Arme gegriffen werden.

Seither verfolgt die KUPF sehr interessiert die Entwicklungen in den Gemeinden. Sind es doch diese, die das unmittelbare Lebensumfeld für Kulturinitiativen bilden. Mittlerweile hat sich das Image der zeitgenössischen Kultur, und der Kultur und Kunst allgemein, erheblich verbessert. Heute gilt es in vielen Gemeinden bereits als Auszeichnung, das Kulturressort zugewiesen zu bekommen. Allerdings hat sich die Situation der Gemeinden gesamt erheblich verschlechtert. Immer mehr Gemeinden befinden sich am Rande des finanziellen Ruins, und die Bewegungsspielräume sind entsprechend eingeschränkt.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Kulturplattform entschlossen, sich erneut verstärkt der Gemeinden anzunehmen und den Faden der KulturreferentInnenschulungen wieder aufzunehmen. Doch soll es nicht eine einfache Weiterführung des früher Bekannten werden, sondern ein den neuen Bedürfnissen und den gewachsenen Kompetenzen der KUPF entsprechendes modulares Referats- und Diskussionsangebot, das je nach vorhandenen Bedürfnissen flexibel einsetzbar ist.

Ein Arbeitsteam aus dem Vorstand arbeitet derzeit, unterstützt von weiteren ExpertInnen, an der Endfassung der ersten Module. Der gesamte „Modul-Mix“ soll die wesentlichen Themen, die für regionale Kulturarbeit wichtig sind, beinhalten. Diese reichen von volkskundlichen Betrachtungen, wie etwa dem Spannungsfeld zwischen der so genannten Traditionskultur und der Zeitkultur über den demokratiepolitischen Wert regionaler Kulturarbeit bis zu einer kleinen Geschichte der modernen Kunst. Auch sollen wirtschaftliche und demografische Auswirkungen regionaler Kulturarbeit betrachtet und darstellt werden. Bettina Mair-Bauernfeind, Koordinatorin und volkskundliche Expertin des Arbeitskreises, relativiert allerdings diese streng und anstrengend klingenden Themenstellungen: „Bei allem Bemühen um Korrektheit und Relevanz der Themen soll vor allem auf die Kurzweiligkeit und den Diskussionscharakter der einzelnen Module geachtet werden. Daher werden Gaudi und streitbares Auseinandersetzen in diesen Schulungen sicherlich nicht zu kurz kommen. Wir freuen uns schon auf die Diskussionen um Kunst, Kultur und Demokratiefragen mit den KulturreferentInnen.“

Ein erster Probelauf wird noch heuer stattfinden. Angeboten werden die Seminare allerdings erst Anfang des nächsten Jahres. Interessierte oder Menschen, die der Arbeitsgruppe noch einige Anregungen geben wollen, wenden sich bitte direkt an das KUPF-Büro (siehe Impressum).

 

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