Die KUPF ist langweilig geworden

Nach etwas mehr als dreieinhalb Jahren nimmt Herta Gurtner, zuletzt gemeinsam mit Udo Danielczyk Geschäftsführerin der KUPF, ihren Hut. Wir haben die unerbittliche „Kassandra der Kupf“ gebeten, nochmals über die KUPF zu reflektieren. Herausgekommen ist dieses beinahe versöhnliche Interview.

 

Kupf: Nach beinahe vier Jahren verläßt du die KUPF. Im Gegensatz zu deinem Vorgänger wirst Du auch nicht in den Vorstand wechseln. Was kann man daraus schließen, gehst du im Groll von der KUPF oder willst du einfach nur Abstand gewinnen.

Herta: Nein, im Groll kann man sicherlich nicht sagen, aber Abstand will ich sicher. Nach dreieinhalb Jahren ist mir die KUPF schon auch langweilig geworden. Ich wüßte auch kein Thema, dass ich in der KUPF bearbeiten möchte. Hier ist es sicherlich besser, neue Leute zu suchen, die auch wieder neue Ideen und Sichtweisen einbringen. Du hast auch ein gutes Stück der Etablierung der KUPF zu einem Fixpunkt der Oberösterreichischen Kulturpolitik mitgemacht. Heute gibt es oft Kritik, dass die

KUPF auf diesem Weg zur Etablierung erheblich an Biss und Strahlkraft eingebüßt hat. Ist das ein Grund, warum du dich in der KUPF langweilst?

Da ist schon was dran, obwohl diese Entwicklung auch Vorteile für die Mitgliedsinitiativen mit sich brachte. Mittlerweile hat die KUPF ein gutes Verhältnis zum Land – für mich ein zu gutes, da die KUPF oft schon wie eine vorgelagerte Landesstelle wirkt – aber es gibt sicherlich auch Profiteure dieser Entwicklung im KUPF-Kreis. Ich hätte es natürlich gerne ein bisschen forscher. Jetzt haben in den letzten Jahren aber auch die KUPF-Vereine sehr an Ecken und Kanten eingebüßt, vielleicht noch mehr als der Dachverband selbst. Es wird auch immer wieder behauptet, dass die KUPF in Puncto Wachheit für gesellschaftliche Mißstände und Umgestaltungen ihren Mitgliedsvereinen um Längen voraus ist.

Du wolltest in deiner Zeit immer eine verstärkte Einbindung der Mitgliedsvereine erreichen. Warum? Ortest du bei diesen doch mehr aufrührerischen Geist, oder hättest du die KUPF gerne noch pragmatischer gesehen?

(lachend): Was! Die KUPF noch unpolitischer und pragmatischer! Das doch sicherlich nicht. Ich glaube das einfach nicht, dass die Initiativen so unpolitisch und pragmatisch sind, wie du das jetzt darstellst. Es gibt eben sehr unterschiedliche Initiativen. Auch solche, denen es mittlerweile schon egal geworden ist, was sie veranstalten. Aber es gibt immer noch Initiativen, die politischer sind als die KUPF. Außerdem glaube ich, dass ein Jazzkonzert in St. Georgen immer noch ein politischer Akt ist. Auch wenn es dort keinen mehr aufregt. Meine permanente Forderung, dass sich die KUPF mehr um die Bedürfnisse der Initiativen kümmern soll, kam vor allem aus der Angst, dass die KUPF die Interessen der Initiativen, deren Vertretung sie zu sein behauptet, immer mehr aus dem Blick verliert.

Bei aller Kritik, die du an der KUPF formulierst, darf man den Umstand, dass du die letzten Jahre eine sehr zentrale und gestaltende Position in dieser Organisation eingenommen hast, nicht einfach ausblenden. Die KUPF ist auch Produkt deines Handelns. Was betrachtest du aus heutiger Sicht als größte Misserfolge?

Die verstärkte Einbindung der Initiativen ist mir nicht gelungen. Und das bedauere ich. Wir hätten die Regionaltreffen wieder einführen sollen.

Und Erfolge? Der Frauenanteil ist beachtlich gestiegen. Und seit der letzten Jahreshauptversammlung ist auch statutarisch festgelegt, dass mindestens die Hälfte der Vorstandsmitglieder Frauen sein müssen. Auf das blicke ich gerne und mit Stolz. Dennoch würde ich mir wünschen, dass sich die Frauen im Vorstand noch mehr Macht erobern und sich noch mehr in die Grundlinien der KUPF einschreiben. Überhaupt spielt das Frauenthema eine sehr viel größere Rolle als in meiner Anfangszeit. Auch, dass in der Kupf-Zeitung jetzt mehr Frauen schreiben, führe ich auf mein beharrliches Lamentieren zurück. Ja und die Hebung des Eigenfinanzierungsgrades hefte ich mir ruhigen Gewissens auf meine Fahnen.

Hast du noch einen Ratschlag für deine Nachfolgerin? Nicht kleinkriegen lassen! Weder vom Vorstand noch von den Bürokollegen. Die KI’s wissen ohnehin wie man sich benimmt. Entweder sie mögen Bettina oder sie meiden den Kontakt zur KUPF noch mehr als derzeit. Und nicht im organisatorischen Alltag versinken, sondern sich inhaltlich profilieren.

Danke für das Gespräch.

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