So schaut’s aus im Supergau

Nach einer Auseinandersetzung mit dem Festival Supergau, wurde in einem Interview mit Thomas Randisek, Geschäftsführer des Dachverband Salzburger Kulturstätten, über die aktuellen Entwicklungen, die Beteiligung regionaler und internationaler Künstler*innen und über kritische Stimmen gesprochen. Von Julia Moosleitner.

Der Salzburg-Teil in der KUPFzeitung ist eine Kooperation von der KUPF OÖ und dem Dachverband Salzburger Kulturstätten. In den Ausgaben #182 und #183 unter redaktioneller Leitung von Thomas Neuhold (Uni Salzburg).

Ein Festival legendärer Bühnen, konzipiert von Tina Heine und Theo Deutinger. Das Regionalfestival Supergau ist eine Landschaft, in der Kunst neue Räume findet. Von der Wald- und Wiesenlandschaft, der Berg- und Seenlandschaft, bis zur Häuserlandschaft sowie Asphalt- und Betonlandschaft. Seit 2021 gibt es dieses regionale Festival unter dem Namen Supergau. Nun wird es im Zweijahresrhythmus stattfinden. Für das kommende Jahr 2023 wurden die Künstler*innen bereits im Mai mittels eines Open Call durch eine Jury ausgewählt. Die Künstler*innen haben nun ein ganzes Jahr Zeit, ihre Projekte und Konzepte umzusetzen.

Bei der Bekanntgabe für den allerersten Termin des Festivals, im Jahr 2020, wurde heftige Kritik gegenüber dem Festival geäußert. Im Gespräch mit Thomas Randisek, vom Dachverband Salzburger Kulturstätten, wurde über diese nicht nachvollziehbare Kritik gesprochen. Viele Kritiker*innen haben sich besonders durch den Namen Supergau verspottet gefühlt. Mehrere Vorwürfe handeln von „Respektlosigkeit” gegenüber den Opfern von Atomkraftwerken. Randisek sagte, dass er den Namen trotz allem sehr gelungen finde und er kann die Vorwürfe, die gekommen sind, nicht nachvollziehen. Weiters sagte Randisek, dass er das Spiel mit dem Wort Gau besonders interessant finde. So werden die fünf Gaue im Zweijahresrhythmus bespielt. Randisek findet, dass der Name des Festivals eben eine sehr hohe Aufmerksamkeitsrate habe und das Festival zudem ins Auge falle, weil es in der freien Natur stattfindet. Der Hintergedanke war hier immer, mehr Menschen für das Festival zu begeistern und zu erreichen, dass sich die Besucher*innen mit dem Festival auseinandersetzen.

Künstler*innen aus ganz Europa

Für viel Aufsehen hat zudem gesorgt, dass das Festival mit 480.000 Euro durch das Land Salzburg finanziert wurde. Ein ausgesprochener Kritikpunkt war hier, dass, wenn schon das Festival durch das Land Salzburg finanziert werde, auch regionale Künstler*innen an erster Stelle kommen sollten. Dennoch wurde das Festival und der Open Call an alle Künstler*innen in ganz Europa gerichtet. Im Interview sagte Randisek, dass er die Idee eines ‘Free Festivals’ gut finde, weil man vor diesem Festival geschaut habe, was an Förderungen da ist und wie man diese am besten verteilen kann.

Weiters großartig findet Randisek die Idee, dass man Künstler*innen europaweit einlade. So wird neu durchgemischt. Was bedeutet, man sieht auch wieder etwas Neues und nicht immer dasselbe, wenn es nur auf das Land Salzburg beschränkt wäre. Auf die Frage „Kann man das Geld nicht andernorts besser einsetzen?“ antwortete Thomas Randisek mit einer Gegenfrage. Nämlich „Wo ist die großartige Idee dazu?“. Randisek sagte im Gespräch, dass man hier nicht die verschiedenen Festivals kopieren könne, welche es schon gäbe. Mit diesem Regionalfestival wurde ein neuer Einfall konstruiert. Randisek findet, dass man natürlich hier noch mehr finanzielle Mittel in das Festival hineinstecken könne, dennoch sei es mit den vorhandenen finanziellen Mitteln gut gelungen. Sehr erwähnenswert ist, dass das Land Salzburg dem Prinzip Fair Pay treu bleibe, nach welchem die Künstler*innen auch bei diesem Festival fair bezahlt werden.

Kein böses Wort über die Jury

Randisek findet zudem, dass lokale Künstler*innen nicht zu kurz kommen, denn „unser Geld für unsere Leute“ finde er sehr reaktionär. Randisek erklärte im Gespräch, wenn man schon eine Ausschreibung mit einer qualifizierten Jury mache, dann müsse man auch damit rechnen, dass man als Künstler*in in so einem Wettbewerb ausgebootet würde. Weiters findet Randisek, wenn so ein Festival nur auf die lokalen Künstler*innen in Salzburg gerichtet sei, dann sei es doch sehr eingeschränkt und langweilig. Zudem sagte Randisek, dass sich ja jede*r bewerben könne, unabhängig davon, woher der/die Künstler*in sei. Weiters fügt Randisek hinzu, dass die Jury aus qualifizierten Menschen bestehe, die die einzelnen Projekte mit bestem Gewissen ausgewählt hätten. Über die Jury sei zudem noch nie ein negatives Wort verloren worden.

Projekte 2023

Die Sieger*innenprojekte hat sich Randisek bereits angesehen und findet es in Ordnung, welche Projekte von der Jury ausgewählt wurden. Auch wenn er das eine oder andere Projekt nicht gut finde, sollte es dennoch eine Jury-Entscheidung bleiben und sei als diese daher zu akzeptieren. Sollte man rechtliche Probleme mit den einzelnen Projekten haben, dann könne man das laut Randisek noch immer auf dem Rechtsweg einklagen. Besonders ins Auge gestochen ist Randisek das Projekt der Lungauer Kulturvereinigung. Die Lungauer Kulturvereinigung, mit Sitz in Salzburg, ist mit dem Projekt Suppengau dabei. Randisek findet diese Idee sehr interessant und witzig, auch unter dem Aspekt, dass Suppengau noch einmal ironisch zum Festival Supergau gebrochen wurde. Suppengau richtet sich an den Hunger aller Beteiligten. Suppengau versorgt die Künstler*innen sowie die Besucher*innen mit verschiedenen Suppen aus dem Lungau, aus der Ukraine und aus Syrien an den jeweiligen vorübergehenden Kunststätten von Supergau.

Das Festival bekam einiges an Kritik ab, dennoch war das Festival so konzipiert, dass es durch die einzelnen politischen Verwaltungsbezirke (die man umgangssprachlich auch Gau nennt) wandern wird. Randisek findet zudem den Zeitpunkt des Festivals von zehn Tagen, von Ende Mai bis Juni sehr gut gewählt und findet es großartig, dass es am Land stattfindet. Da zum selben Zeitpunkt in der Stadt Salzburg nämlich mehrere Festivals stattfinden.

Julia Moosleitner studiert Kommunikationswissenschaften an der Paris Lodron Universität Salzburg. In der Kulturstadt Salzburg entdeckte sie die Liebe zur sowie die Vielfältigkeit von Kultur.

Foto: Das Gelbe vom Gau © Matschke-Pech

Geneigtes Publikum, 
hier eine Win-Win-Situation: Die vier Salzburg-Seiten in der aktuellen Ausgabe der KUPFzeitung sind Ergebnis einer Lehrveranstaltung an der Uni Salzburg/Kommunikationswissenschaften. Für die Student*innen eine gute Gelegenheit, in die weite Welt des Kulturjournalismus hinein zu schnuppern. Für den Dachverband Salzburger Kulturstätten eine Chance, angehende Journalist*innen für seine Arbeit zu interessieren und zur Mitarbeit zu animieren.

Thomas Neuhold (Lehrveranstaltungsleiter)

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