Denkmäler, Interventionen, Behübschung

Welche Beispiele von Kunst im öffentlichen Raum und speziell von Kunst am Bau gibt es im Bundesland Salzburg? Wie wird Kunst am Bau finanziert? Und wie steht das Land Salzburg im nationalen und internationalen Vergleich da? Sabrina Brandstätter und Laura Forsthuber haben recherchiert.

Bei Kunst im öffentlichen Raum geht es zum Beispiel um Denkmäler. Das Mozart-Denkmal in der Salzburger Innenstadt ist vermutlich das bekannteste im Bundesland. Weltweit gehört beispielsweise das Lincoln Memorial in Washington zu den meistbesuchten Denkmälern und gilt als Symbol der amerikanischen Demokratie. Ein anderes Beispiel ist die Public Art: In der Hauptstadt Wien wurde etwa die Klangskulptur Streamers – a Covid Sculpture errichtet, welche in Form und Funktion an barocke Pestsäulen erinnert. Diese soll zum Nachdenken über die Pandemie anregen und einen Kommunikations-, Denk-, Begegnungs-, Erinnerungs- sowie Aufführungsraum bieten. Bei der Kontextkunst wiederum stehen die räumliche Umgebung, der Kontext der Entstehung und das Kunstwerk selbst in unteilbarer Beziehung zueinander. Um ein Kunstwerk tatsächlich verstehen zu können, müssen viele Faktoren geklärt und der zeitliche Wandel mitgedacht werden.

Kontextkunst am Großglockner

Bleiben wir bei der Kontextkunst: An der Großglockner-Hochalpenstraße finden sich derzeit Interventionen von Künstler*innen. Gebrauchte Teile aus Pistenraupen-Prototypen (“Erlkönige”), goldene Porsches, die innen verfroren sind oder bunt bemalte Schafe mögen für Betrachter*innen und etwa auch für Tourist*innen, die diese Straße im Sommer zahlreich nutzen, merkwürdig wirken.  

„Gegenüber den enormen Weiten, Höhen und Tiefen des be- und erfahrenen Raumes können Kunstwerke, wenn sie nicht völlig unangemessene monumentale Dimensionen annehmen, keine Aufmerksamkeit für sich gewinnen.“, sagt Michael Zinganel, Kurator von Serpentine – A touch of heaven (and hell), so der Titel der Interventionen. Stattdessen sollten sich die Kunstwerke in die Landschaft integrieren und den Blick auf ausgewählte Themen schärfen.

Insgesamt fünf Interventionen sind derzeit entlang der Glocknerstraße zu besichtigen. Die Themen reichen dabei von Klimawandel – wie etwa bei der Installation Weltschmelz von Anna Meyer – bis hin zur Frage nach Grenzen und Überschneidungen von Natur- und Kulturlandschaft in Hannes Zebedins Insel der Seeligen – durch gebrauchte Autos, die am Straßenrand abgestellt wurden und verschieden dekoriert sind – gold foliert, mit Teppichen überzogen oder mit Murmeltieren ausgestopft und auf dem Dach begrünt. Die Installation Ein riesiges Vergnügen von Iris Andraschek und Hubert Lobnig soll den menschlichen Eingriff in die Natur thematisieren – kein schlechter Zugang an einer vielbefahrenen Straße, die durch das Hochgebirge führt.

Eine Frage der Finanzierung

Um Kunst im öffentlichen Raum finanzieren und fördern zu können, wurde im Bundesland Salzburg im Jahr 2008 ein Fonds gegründet. Dieser aus Landesmitteln gespeiste Fonds ist jährlich mit rund 330.000 Euro dotiert. 2021 wurden die Mittel des Fonds auf 360.000 Euro erhöht. In den vergangenen zehn Jahren konnten so zahlreiche Projekte an verschiedenen Standorten umgesetzt werden, etwa das Bürgerzentrum Bahnhof in der Stadt Salzburg oder eben Serpentine an der Großglockner Hochalpenstraße.

Österreichweit wird bezüglich der Finanzierung von Kunst im öffentlichen Raum gerne das Bundesland Niederösterreich als Vorbild genannt, weil hier die meisten Projekte umgesetzt werden. In Niederösterreich werden zwischen 10 und 15 Projekte pro Jahr verwirklicht und im Jahr 2021 wurde ein Budget von rund einer Million Euro investiert. Auf die Einwohner*innenzahl umgerechnet liegt Niederösterreich mit Salzburg in etwa gleich auf.

Oberösterreich kann sich verglichen mit dem Land Salzburg ebenfalls sehen lassen. Das Bundesland hat in den Jahren 2015 bis 2019 über fünf Millionen Euro für Kunst am Bau-Projekte investiert und konnte 153 Projekte in diesem Zeitraum fertigstellen.

Das Bundesland Tirol liegt demgegenüber deutlich darunter. Im Jahr 2021 wurde eine Ausschreibung für eine Förderung für Kunst im öffentlichen Raum in Höhe von 80.000 Euro dotiert. Hier werden zwei bis drei Projekte pro Jahr realisiert.

Und international?

1% artistique, Byggnadsanknuten konst oder percent for art: Kunst am Bau ist keine österreichische Erfindung. Weltweit fördern Projekte Kunst im öffentlichen Raum. Die ersten Vorschriften, die die den Budgetanteil für Kunst am Bau regelten, traten in einer offiziellen Form nach dem ersten Weltkrieg auf. Zuerst in Europa und später in den USA. Eines der Ziele dieser Programme war es, die Weltwirtschaftskrise zu überwinden.

Die eingesetzten Summen sind allerdings ziemlich unterschiedlich und oft gibt es keinen einheitlichen Betrag auf der nationalen Ebene, sondern die Entscheidung ist einzelnen Regionen, Provinzen oder Bezirken überlassen. Manche Länder vergeben einen fixen Betrag für Kunstprojekte, während die meisten ein bestimmtes Prozent des Baubudgets reservieren. In Europa zählen zu den Ländern, die anteilsmäßig an der gesamten Bausumme eines Projekts am meisten für Kunst am Bau ausgeben die Niederlande, Belgien und Schweden (bis zu zwei Prozent), Luxemburg, Dänemark, Norwegen und Deutschland (0.5 bis 1.5 Prozent) aber auch Frankreich, Finnland, Island oder Ungarn mit etwa einem Prozent der Bausumme. In den USA oder in Kanada liegt man ebenfalls bei etwa einem Prozent. In Salzburg gibt es schon seit langem keine Prozentregelung mehr. Sie wurde durch den genannten Fonds Kunst am Bau mit einer Fixsumme von 360.000,- ersetzt.

Abschließend kann gesagt werden, dass das Zusammenspiel zwischen der Architektur und der Kunst Szenen hervor bringt, die sowohl kunstvoll als auch funktionell agieren. Kunst im öffentlichen Raum, sei es als Denkmal, Intervention oder Behübschung, ist vielleicht keine Sache für alle, jedoch für jede*n an Ort und Stelle.

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