Wohlhabenheit

Wie gehen wir mit Verantwortung um? Ein Kommentar von Lena-Maria Schuster.

Waleri Gergijew und Manuel Neuer. Der ehemalige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, der wegen seiner Nähe zu Putin ins Rampenlicht geriet, und der Mannschaftskapitän der deutschen Fußballnationalmannschaft, der bei der WM ein Zeichen für Menschenrechte setzen wollte. Der eine hatte sich äußern sollen, der andere wollen. Doch warum? Das scheint nicht Teil ihres Jobprofils zu sein.

Der eine ein Musiker, der andere ein Sportler: Beide sind Personen des öffentlichen Lebens, keiner von beiden ist Politiker, aber beide sind prominent. Die Gesellschaft erwartet, dass sie sich öffentlich äußern und Haltung einnehmen – und das trotz des Rechtes auf freie Meinungsäußerung, das eine Freiheit darstellt und keine Pflicht.

Warum können sie nicht bleiben, was sie zu sein scheinen? Musiker*innen und Sportler*innen ohne politische Pflicht und moralische Verantwortung? Weil sie beide bedeutend sind. Kunst kann inspirieren und anregen, hinterfragen und aufzeigen, bedrücken und Mut machen. Sport verbindet und integriert, zeigt Werte, Gesetze, Rechte, Toleranz und Respekt. Beide Kulturformen haben Wirkungskraft und damit geht auch eine Verantwortung für die Protagonist*innen einher.

Vielleicht geht ebenso mit der Freiheit, sich äußern und etwas bewirken zu dürfen, eine moralische Pflicht einher.

Doch wir alle sind frei und sollten diese Möglichkeit, etwas zu bewirken, nutzen. Die Angst bedeutungslos zu sein, hält uns oft zurück. Tatsächlich sind wir so privilegiert, dass die Welt funktioniert, ohne dass wir uns einmischen, gleichzeitig aber haben wir Einfluss, sobald wir Einfluss nehmen. Sollten wir nicht besonders diese bestehende Wohlhabenheit schützen? Damit meine ich nicht das materielle ‹wohlhabend Sein›, sondern das ‹wohlhabende› Gewissen, einhergehend mit gesunder und privilegierter Schuldlosigkeit.

Wohlhabend kann man nur ohne quälende Gedanken der Verantwortlichkeit sein, in einer friedlichen Welt mit Freiheiten.

Das ist mein Zukunftsgedanke.

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten ist Projektpartner der sich heuer zum 13. Mal wiederholenden Sustainability Challenge, einer transdisziplinären Lehrveranstaltung von der RCE Vienna – RITA (rce-vienna.at) und sieben österreichischen Universitäten. Gemeinsam mit der Radiofabrik Salzburg und dem Dachverband setzt die Salzburger Challenge einen Podcast um, der nachhaltige Kulturbetriebe und Künstler*innen aus Salzburg portraitiert. Unterstützt wird die LV vom Mentoring-Team der Universität Mozarteum Salzburg: Katharina Anzengruber – Wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiterin – sowie von Maria Kalleitner-Huber – Beauftragte für Nachhaltigkeit und Umweltmanagement. Für den Salzburg-Teil der KUPFzeitung schreibt Lena-Maria Schuster in den kommenden Ausgaben in Form einer Kolumne über Kultur, Klima und Nachhaltigkeit. Zudem produziert das Salzburger Team einen Podcast, der das Schaffen nachhaltiger Kulturbetriebe und Künstler*innen portraitiert und die Verbindungen zwischen Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit stärken soll.

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