Auf die Coronakrise folgt die Energie- und Inflationskrise

Nach Jahren des Stillstands wurden unter dem Eindruck der Coronakrise endlich viele Budgets zur Finanzierung der freien Kunst- und Kulturszene deutlich erhöht. Doch der aktuelle Mix aus hoher Inflation und explodierenden Energiepreisen frisst die Fortschritte in kürzester Zeit wieder auf.  Die KUPF OÖ hat sich angesehen, wie sich die aktuellen Preissteigerungen auf die Freie Szene auswirken.

Die allgemeine Ausgangslage
Die Inflation, die derzeit bei etwa 9 % liegt, wirkt sich auch in den Budgets der Kulturvereine aus. Indexangepasste Mieten steigen rasant, ebenso Reisekosten und Hotelpreise, Caterings, oder auch Druck- und Versandkosten. Als Folge der Coronakrise sind auch die Preise für technische Dienstleistungen deutlich gestiegen, was zwar aus Sicht der bisher oft viel zu gering bezahlten Ton- und Lichttechniker*innen durchaus positiv ist, aber natürlich dennoch die Budgets der Kulturvereine belastet. Und auch die Gagen gerade bekannterer Künstler*innen sind abermals gestiegen, müssen diese doch auch ihre gestiegenen Lebensunterhaltskosten irgendwie bewältigen.

Jene Vereine, die letztes und dieses Jahr dank verschiedener Fair Pay-Maßnahmen endlich einmal die Löhne ihrer Mitarbeiter*innen erhöhen konnten, müssen eigentlich für nächstes Jahr weitere Gehaltssteigerungen einplanen, die aus heutiger Sicht kaum finanzierbar scheinen.

Die Situation in Oberösterreich
Weil die steigenden Energiepreise besonders jene Kulturinitiativen betreffen, die eigene Räume bespielen, und das etwa die Hälfte der 192 Mitglieder der KUPF OÖ ausmacht, hat diese Ende August eine Blitzumfrage durchgeführt. Das Ergebnis zeigt deutlichen politischen Handlungsbedarf: Im Schnitt müssen die Kulturvereine bereits jetzt Mehrkosten von 4.700 € für Strom und Heizung für das nächste Jahr einkalkulieren. Das entspricht bereits einer Steigerung von 68 %, und dabei liegen vielen Vereinen noch keine Informationen zu den tatsächlichen Preisen im nächsten Jahr vor. Hochgerechnet auf alle Mitglieder der KUPF OÖ sind also bereits jetzt Mehrkosten für Strom und Heizung von mehr als 500.000 € einzuplanen, weitere Steigerungen werden diese Summe noch einmal in die Höhe treiben,

Ohne zusätzliche Hilfsmaßnahmen werden viele Vereine diese Mehrkosten nicht alleine stemmen können. Ein Festivalveranstalter beschreibt die Situation wie folgt:

„Die gesteigerten Energie- und Rohstoffpreise zwingen uns in die Knie. Unsere Ticketpreise wurden im Januar kalkuliert, viele Rechnungen sind plötzlich 10–15 % höher wie bisher (Securities, Abwasserentsorgung,…), manche Rechnungen sogar um ein Vielfaches höher als im Angebot vom Frühling. Viele Lieferant*innen schlagen derzeit nochmal 8 % auf die Lieferkosten drauf. Wir haben noch nicht fertig abgerechnet, erwarten für unser Festival aber ein Minus von ca. € 35.000, und das trotz eines vollen Erfolgs und Erreichen des Besucher*innen Break Even. Damit sind voraussichtlich all unsere Rücklagen binnen eines Jahres futsch. Kann gut sein, dass wir in Zukunft nichts mehr veranstalten.“

Kleinere Kultureinrichtungen können die Teuerung nicht mit höheren Ticketpreisen abfedern, denn die Besucher*innenzahlen sind bei vielen Initiativen noch nicht auf dem Vorkrisenniveau. Durch teurere Karten würde ein weiterer Besucher*innenrückgang riskiert werden, denn angesichts der Inflation müssen auch viele Privatpersonen beim ‚Luxus’ Kultur einsparen.

Die Vereine fordern beispielsweise die Förderung von Investitionen in Energiesparmaßnahmen, die Unterstützung durch Energieberatungen und die allgemeine Erhöhung der Jahresförderungen, um die Teuerungen abdecken zu können. Mehrfach wird auch die Einrichtung eines Energiekostenfonds gefordert, aus dem zumindest ein guter Teil der Mehrkosten für Strom und Heizung abgedeckt werden kann. Dass gewisse Preissignale auch bei den Vereinen zum Energiesparen anregen, bleibt aus Sicht der KUPF OÖ vertretbar.

Die Hoffnungen auf einen kulturellen Neustart waren groß. Laut dem Westdeutschen Rundfunk werden in Deutschland aktuell 65 % aller geplanten Veranstaltungen wieder abgesagt, weil sich die Umsetzung finanziell nicht mehr trägt. Setzt sich dieser Trend auch in Österreich fort, droht die Energiekrise die durch die Coronakrise ausgelösten Verwerfungen weiter zu verschärfen.

Forderungen der KUPF OÖ
Die österreichische Kulturpolitik ist daher gefordert, schnell und entschlossen zu handeln, um den Kultursektor abzusichern. Sowohl Bund, Länder als auch die großen Städte müssen ihre Verantwortung wahrnehmen und folgende vier Maßnahmen aus Sicht der KUPF OÖ möglichst rasch umsetzen:

1. Lineare Erhöhung der Förderungen um mindestens 15 %

Angesichts der Inflation und der stark steigenden Energiepreise braucht es eine lineare Erhöhung der Basis-Subventionen um mindestens 15 %. Diese muss in den aktuell laufenden Budgetverhandlungen bereits berücksichtigt werden.

2. Extraförderungen für gestiegene Energie/Mietkosten

Hinzu kommen muss ein Energie- und Mietkostenfonds, der vor allem die exorbitant steigenden Energie- und Mietkosten zu 75 % ausgleicht und der für alle Kulturbetriebe offen ist. Denkbar wäre hier die Einrichtung eines größeren Fonds, der sowohl vom Bund als auch von den Ländern finanziert wird.

3. Investitionsprogramm zur Energieoptimierung

Dringend benötigt wird zudem ein Investitionsprogramm zur Energieoptimierung bei Kulturhäusern – vor allem jene, die sich im öffentlichen Besitz befinden. Die Maßnahmen reichen von Dachbegrünungen, optimierter Dämmung, bis hin zu Solar- und Photovoltaikanlagen, Umrüstung auf LED Scheinwerfer, Installation von Wärmepumpen.

4. Indexierung der Mehrjahresförderverträge

Viele Gebietskörperschaften bieten größeren Vereinen mehrjährige Förderverträge an. Während dies in der Regel zu begrüßen ist, werden leider die meisten Förderverträge während ihrer Laufzeit nicht inflationsangepasst. Beispielsweise hat die Stadt Linz erst im Jänner 2022 dreijährige Förderverträge verhandelt, die nun bis Ende 2024 gelten. Angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung sind diese Förderungen am Ende der Periode bereits um 20 % weniger wert. Daher sollen alle mehrjährigen Förderverträge automatisch indexiert werden.

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