Kulturelle Teilhabe

Das neue Bildungsjahr steht in den Startlöchern. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie überlegen Kindergartengruppen, ob sie sich wieder in Kultureinrichtungen wagen wollen – zum Bilderbuchkino, zu Theateraufführungen oder ins Museum. Pädagog*innen planen Kulturaktivitäten von langer Hand voraus: Sie suchen geeignete Veranstaltungen, koordinieren Termine und ergattern Tickets, informieren Eltern und Kinder und motivieren Begleitpersonen. Pädagog*innen betten das Thema in die Bildungsarbeit ein, prüfen kindergruppentaugliche Anfahrtswege und sammeln Eintrittsgelder.

Über die Ticketpreise für das Kulturjahr 2022/2023 kann man zu Redaktionsschluss nur spekulieren. Während die Lebensmittelpreise bereits stark angezogen haben und Energielieferant*innen über Preisvervielfachungen informieren, bleibt Berichterstattung über mögliche Auswirkungen der Teuerungen auf den Kulturbetrieb vorerst aus. Klar ist aber: Wer bereits etwa hundert Euro pro Monat für den Essensbeitrag im Kindergarten kaum aufwenden konnte, stemmt den Beitrag für den Theaterbesuch des Kindes erst recht nicht – und das ganz unabhängig von Teuerung und Inflation.

Manche Theater bieten Gratiskarten für Kinder aus wirtschaftlich benachteiligten Familien. Manche Kindergärten nehmen nur jene Kinder mit, deren Eltern die Teilnahme finanzieren. Schulen und Kindergärten in sozialen Brennpunkten planen solche Lehrausgänge womöglich erst gar nicht. Kulturelle Teilhabe im Bildungsbereich wird so gerade jenen Kindern und Jugendlichen verwehrt, deren Eltern hier nicht fördern können.

Öffentliche Kultureinrichtungen setzen Beiträge für Vermittlungsangebote oft bewusst gering an: Meist reichen wenige Euro, um an einem Kunstworkshop im Museum oder einer Musikperformance teilzuhaben. Die Vergabeprozesse von Fördermitteln müssen künftig auch Vermittlungsformate von Kultureinrichtungen und -vereinen ausreichend berücksichtigen und dotieren – und damit allen Kindern ohne Diskriminierung aufgrund des Haushaltseinkommens oder -vermögens Kulturerlebnisse ermöglichen. Der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche in viele öffentliche Museen seit 2010 war dazu bereits ein Schritt in die richtige Richtung.

Edith Huemer arbeitet im Bildungsbereich.

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