Was zu feiern? Ein paar Gedanken zu Anlässen für Jubiläen!

Stefan Haslinger findet Empörung gut – und Handeln noch besser. 

Mit Jubiläen ist das so eine Sache. Sie stellen a) einen Grund zum Feiern, b) eine Verpflichtung zum Feiern und c) einen Anlass dar, sich selbst ein wenig eingehender zu betrachten. Bei letzterem kommt es oft zu einer selbstkritischen Reflexionsphase, die in Selbstzerfleischung ausartet und die Jubilarin „zerlegt“ zurücklässt. Die einfachste Form dieser Gefahr zu entgehen wäre ein konsequentes Negieren von Jubiläen aller Art. Doch die Verpflichtung zu feiern, die Erwartungshaltung gegenüber der Jubilarin obsiegt über das – doch auch irgendwie gekünstelt wirkende – Verweigern. Sie merken schon worauf das hinausläuft? Die KUPF wird 25, veranstaltet aus diesem Anlass ein Fest und dieser Text soll nicht zuletzt der Rechtfertigung dienen, warum gefeiert wird. Die „Selbstzerfleischung“ hat die KUPF in Ansätzen schon 2006 anlässlich des 20-Jahr Jubiläums betrieben, sie bleibt heuer aus. Aber wie fast immer könnte die Frage aufkommen, ob es denn einen Grund zu feiern gibt? Etwas zu feiern für einen Dachverband freier, autonomer Kulturinitiativen. Mal ehrlich! Die Förderungen für freie Initiativen sinken, Kulturpolitik ist eine Politik der großen Häuser geworden, die Prekarisierung im Kulturfeld feiert fröhliche Urständ’ und von den Forderungen der letzten Jahre ist so gut wie nicht erfüllt. Warum also feiern? Anlässlich des 15. Geburtstages der KUPF lud diese zu einem „Nicht-Fest“ ein, welches vor dem Hintergrund stattfand, dass alles furchtbar ist (siehe oben) und darum kein Grund zum Feiern gegeben ist. Aber – und hier folgt die sanfte Hinleitung auf die Antwort der oben gestellte Frage – sich das Feiern aufgrund der äußeren (ev. auch der inneren) Rahmenbedingungen zu verbieten, käme einer Bankrotterklärung (was für ein Wort in Zeiten der Krise) jeder Organisation gleich. Es geht nicht um ein „gerade jetzt“. Es geht um ein „jetzt aber auch“. Die KUPF versteht sich auch nach 25 Jahren als Teil einer radikal-demokratischen, zivilgesellschaftlichen Bewegung, die in unterschiedlichsten Ausformungen, Organisationsmodellen und Handlungsweisen existiert. Die KUPF hat es geschafft, sich in diesem Feld als Konstante zu etablieren. Mit Etablierung ist auch die Gefahr der Institutionalisierung des Stillstands verbunden. So jugendlich, keck und aufrührerisch wie in den Anfangstagen ist die KUPF sicher nicht mehr. Aber die KUPF stellt unter Beweis, dass sie als Eingreiftruppe gegen Ungerechtigkeit, als solide Allianzenpartnerin und als Avantgarde der Kulturpolitik nach wie vor funktioniert. Franz Prieler, Gründungsmitglied der KUPF hat anlässlich des 20-Jahr Jubiläums formuliert: „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die KUPF den demokratiepolitischen Diskurs weiter treibt.“ Diesem Wunsch entspricht die KUPF. Vielleicht nicht immer im Sinne aller ihrer Mitglieder, zumeist nicht im Sinne der Politik, aber im Sinne eines Selbstverständnisses, welches darauf fußt, als Interessenvertretung zur Schaffung von Gegenöffentlichkeiten zu funktionieren. Schafft eins, zwei, viele Gegenbewegungen! Und: Empört euch nicht, sondern handelt!

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