Die üblichen Verdächtigen! …oder: Die Ergebnisse des „Ersten Linzer Frauenberichtes“.

„Heimat bist du großer…“ Auch auf die Gefahr hin, mit der Erwähnung der leidigen Bundeshymnen- Diskussion zu langweilen, sie ist mir beim Lesen des Ersten Linzer Frauenberichtes nicht aus dem Kopf gegangen. Es ist halt so eine Sache mit den Töchtern und Söhnen …

 

Frauenstadträtin Eva Schobesberger fasst es in der Einleitung zum Ersten Linzer Frauenberichtes ja schon ganz gut zusammen: „Frauen verdienen rund ein Drittel weniger als Männer. 41 % der erwerbstätigen Linzerinnen sind teilzeitbeschäftigt. Frauen sind grundsätzlich in atypischen Beschäftigungen überrepräsentiert, die eine eigenständige Existenzsicherung nicht ermöglichen.“ Harte Ansagen für alle Betroffenen, die allerdings auch keine große Überraschung darstellen. Dazu kommt noch, dass es überhaupt mehr Frauen als Männer gibt, aber Frauen dennoch politisch unterrepräsentiert sind; dass österreichische Frauen statistisch weniger Kinder bekommen als in nord- und westeuropäischen Ländern und dabei auch zunehmend älter sind beim ersten Kind; dass Frauen viel öfter die Alleinerziehenden sind nach Trennungen; dass sie ein deutlich höheres Armuts- und Gesundheitsrisiko haben und trotzdem älter werden als die Männer; dass Frauen zunehmend besser gebildet sind, auch wenn die Hürden der Weiterbildung vor allem für Mütter ungleich höher sind als für Männer und Väter; dass trotz Kompetenz und Bereitschaft Frauen am Arbeitsmarkt nicht entsprechend beteiligt sind (mit allen Konsequenzen); und dass Frauen und Mädchen viel stärker von traditionellen Rollen und Identitätsbildern geprägt, eingeschränkt und behindert sind als Männer und Jungen. (Die Aufzählung ist NICHT vollständig!) Die „üblichen Verdächtigen“ also. Alle jene, die sich in den letzten 30 Jahren (seit es so etwas wie Frauenberichte in und über Österreich gibt) mit dem Thema beschäftigen, kennen diese Sachlage nur zu gut und wissen auch, wie wenig sich in dieser Zeit zugunsten der Frauen verändert hat. Frustrierend, beschämend und zur Resignation verleitend! Nur drei der durchgängig negativen Attribute, die mir dazu einfallen. Aber nun mit dem Ersten Linzer Frauenbericht ein weiterer Anlauf. Schwarz auf Weiß, fundiert mit Zahlen, Statistiken und Fakten und untermauert mit Expertinnenzitaten, liegt sie nun vor mir auf dem Tisch – die verschriftlichte Situation der Linzerinnen.

Beim Lesen bin ich schnell, denn wie gesagt, an wirklichen Überraschungen mangelt es. Mehr als einmal seufze ich im Stillen ein „Ja eh, was sonst“. Laut Zieldefinition der Verfasserinnen soll der Bericht unter anderem „die Basis für die Identifikation und die Aktivierung der Linzerinnen in frauenpolitischen Angelegenheiten sein“. Schön und gut, wenn

sich die rund 99.600 Frauen in Linz nach der Lektüre mit dem Bild der Linzerin identifizieren und danach aktiv werden. Aber ich dachte doch eher, dass der Bericht Basis für die verantwortlichen politischen Akteurinnen sein soll, „maßgeschneidert“ zu handeln. Ganz offen gesagt machen mich solche Floskeln immer ein wenig ratlos und zugleich pessimistisch hinsichtlich einer von Erfolg gekrönten „Aktivierung“.

Es lässt sich wohl nicht verbergen, dass, aufgrund der Ergebnisse der letzten Jahrzehnte, meine Erwartungen an die frauenspezifische Politik nicht besonders hoch sind. Aber ich sehe es auch positiv und der Erste Linzer Frauenbericht könnte sich auch als die erste Stufe eines wirkungsvollen Transformationsprozesses erweisen, der die Lebensrealitäten der Linzerinnen qualitätsvoller und geschlechtergerechter macht. Zahlreiche und fundierte Vorschläge zu möglichen und notwenigen Maßnahmen bietet der Bericht auf jeden Fall. Ein solcher Erfolg könnte dann auch Vorbild und Anstoß für die restlichen Bundesländer sein. Das wäre doch wirklich schön! „In diesem Sinne wünsche ich“ – so Bürgermeister Dobusch in der Einleitung zum Frauenbericht – „viel Erfolg für die Aktivierung frauenpolitischer Angelegenheiten.“ Dankeschön und äh… Herr Bürgermeister, machen Sie denn nicht mit? PS: Und um am Ende doch noch einen Bundeshymne-Diskussionsbeitrag zu leisten: Eigentlich will ich darin gar nicht vorkommen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.

 

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