Wäre ich ein „echter“ Straftäter…

Im Frühjahr kam es zur Verhaftung von Christoph Auer, Kulturarbeiter im „Kulturwerk Sakog“. Er nimmt Stellung zur Causa.

Kommentar von Christoph Auer: „Die Behauptungen seitens der Behörde sind zum Teil irreführend, zum Teil gänzlich falsch und leider zum Teil auch verleumderisch mit dem Ziel, den durchgeführten Polizeieinsatz zu rechtfertigen und meinen Ruf zu schädigen. Ich möchte darauf hinweisen, dass alle diese Strafen aus meiner Zeit als Obmann von meta.morfx stammen.“

KUPF: Welches Rechtsmittel hat deine vorzeitige Haftentlassung ermöglicht?

Auer: Den Umstand verdanke ich der Tatsache, dass ich gesetzlich nicht länger festgehalten werden durfte, nach 42 Tagen ununterbrochener Ersatzfreiheitsstrafe muss für mindestens 6 Monate eine sogenannte „Haftunterbrechung“ genehmigt werden. Ich habe quasi bis 1. Jänner 19:00 Uhr frei. Ich habe aber noch 156 Tage vor mir. Diesbezüglich hoffe ich auf eine positive Entscheidung des österreichischen Verfassungsgerichtshofes. Wäre ich ein „echter“ Straftäter, könnte mir ein Gericht aufgrund meiner Situation die Strafe nachträglich herabsetzen. Abgesehen davon, dass ich nie vor einem ordentlichen Gericht gestanden habe, was an sich bei einer Freiheitsstrafe von 198 Tagen schon bedenklich ist. Würde das bedeuten, dass in Österreich verurteilte Straftäter mehr Rechte haben als jemand, der eine Verwaltungsübertretung begangen hat? Ich habe bisher noch niemanden getroffen, der das als „gerecht“ empfunden hätte und ohne in Polemik verfallen zu wollen, es ist einfach auch nicht gerecht.

KUPF: Wie geht es nun weiter mit Sakog?

Auer: Was die Genehmigungen betrifft, ist alles in Ordnung, was es in Wahrheit auch zum Zeitpunkt meiner Verhaftung schon war. Der positive Bescheid flatterte eine Woche nach meiner Festnahme ins Haus. Die Tilgung der schuldigen Strafen ist mein privates Problem und hat mit Sakog zum Glück nichts zu tun. Wie es mit Sakog weitergeht? In Wahrheit kann diese Frage ohne die oberösterreichische Landespolitik nicht beantwortet werden. Ich hoffe, dass es im September zu Gesprächen bzw. zu Entscheidungen kommt. Ohne ein klares Bekenntnis seitens des Landes für dieses Projekt wird es schwierig werden. Im Übrigen ist die letzte Förderung beinahe drei Jahre her und Programmförderung hat es für das Projekt überhaupt noch nie gegeben.

KUPF: Noch während deiner Haft hast du ein Schreiben verfasst, das an die Behörden gerichtet war. Darin nimmst du Stellung und forderst eine sachliche Kommunikation. Wie haben die Behörden darauf reagiert?

Auer: Bisher wurde darauf noch gar nicht reagiert, weil ich Optimist bin, mache ich den Sommer dafür verantwortlich.

KUPF: Mutmaßungen sind schwierig, aber was könnten Gründe und Motive sein, dass Behörden versuchen, wie du es formulierst, den Verein Sakog zu verhindern? In deinem Schreiben erklärst du, dass du Sakog durchaus als Antithese zu den „Neo-Nazi-Horden“ im Bezirk Braunau verstehst.

Auer: Wie du schon sagst, Mutmaßungen sind schwierig,… ich will es so ausdrücken: Ich finde das Kulturwerk Sakog für unsere Region deshalb so wichtig, weil es dazu beiträgt, die jungen Erwachsenen zu weltoffenen, toleranten und kritischen Staatsbürgern zu erziehen, dies sehen jedoch einige mit Sicherheit anders als ich. Das Ganze nur den Behörden vorzuwerfen, wäre sicher zu kurz gegriffen.

 

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