Das Internetz ist Fluch und Segen, Himmel und Hölle, Alles und Nichts. Aber prinzipiell immer noch ein Medium und keine Akteurin. Als solches schafft es das Netz, die grauslichsten Züge der Leut´ zu Tage zu bringen. Eigenschaften, die man normalerweise tief verborgen hält. Aber im Schutz vermeintlicher Anonymität und vermeintlicher Konsequenzlosigkeit lassen die Menschen im Netz eben so richtig die Sau raus. Ganz besonders grauslich und ungustiös wird es, wenn die gemeine Ösi ungestraft und unerkannt ihre Meinung zu Themen rund um Migration rauslassen kann.
So geschehen etwa im „Fall Arigona”, wie die Angelegenheit um eine abschiebegefährdete Frankenburgerin mittlerweile landesweit genannt wird. Da drehen die Leute dann durch, geifernd, sabbernd, rasend. In blutgeilem Fanatismus umkreisen sie ihr Opfer, prügeln es mit Gerüchten, Unterstellungen und Schmähungen. Bestärken sich gegenseitig in ihrem Hass auf das Fremde, und fremd ist, was nicht uns´res ist. Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit treten die Kampfposter und Internet-Stieflerinnen ihrem längst am Boden liegenden Opfer ihre stahlkappenbewehrten Comments in die Eingeweide und geilen sich auf am zarten Protest der „Gutmenschen”.
Sich selbst um eine gewisse Qualität (und sei es nur im Sinne von Lesbarkeit) bemühende Medien wissen um die Problematik des Forums. Deshalb haben sich im Netz gewisse Schutzmaßnahmen etabliert, in der Regel in Form von textuellen policies, welche die freiwillige Partizipation an gewissen Homepages regeln; Verstöße gegen diese Selbstverpflichtungen werden geahndet. Manche erfindet einen Foromat, andere prüfen die Comments vor dem Erscheinen oder laufend die erschienenen Posts. Was dem gemeinen Troll die Zensur ist, scheint dem aufgeklärten Menschen Verpflichtung, die eigene Seite vor Meinungsterroristinnen zu schützen.
Die OÖN sehen diese Aufgabe nicht: „Der einzig existierende Faschismus ist der latente linke Femifaschismus!” brüllt User ennsegger dem Forum entgegen. „Abschieben! Abschieben!” trollt User KGB bei jedem Artikel, der im Entferntesten mit Migration zu tun hat. Picasso erklärt, dass Arigona im Geld schwimmt und ihre Mitschülerinnen durch das Tragen von erpresster Markenkleidung diskriminiert (sic!), lester fürchtet die „Neger” aus „halb Afrika”. Dass es solche Menschen und Meinungen gibt, lässt sich weder leugnen noch verhindern. Aber dass die OÖN solchen Menschen eine tagtägliche und unkontrollierte Plattform überlassen, ist für eine Tageszeitung unter aller Sau. Rechtsextreme Seiten gibt es schließlich genug im Netz, die OÖN könnten zumindest versuchen, ihre Page nicht zu einer solchen verkommen zu lassen. Und dabei wird ein „Poster-Stammtisch mit OÖNRedakteuren” nicht viel helfen. Da braucht´s schon eine Gnackwatsch´n!