Häuslbauer unter sich

André Zogholy und Klemens Pilsl über die Verbauung der Wiesenflächen vor der Stadtwerkstatt.

 

Alles auf Schiene?
Als im April seitens der lokalen Kulturpolitik und ihres Anhangs ein Katalog mit beispiel-haften Projekten für das Kulturhauptstadtjahr 2009 in Brüssel präsentiert wurde, wunderte sich nicht nur die KUPF über einen geplanten, schwindelerregenden Ausbau des Ars Elec-tronica Center (siehe KUPF-Zeitung Nr.111). Damals lagen die vorgestellten Projekte als unverbindlich und rein fiktiv vor – quasi als Appetitanreger am Tablett für die Brüsseler Jury und eine (damals noch zu fixierende) Intendanz. Nun scheint eine Erweiterung des AEC inklusive der Verbauung der Wiesenflä-chen vor der Stadtwerkstatt auf Schiene zu sein.
Freilich, die Intendanz braucht das nicht zu belangen, finanzieren (es wird bereits von rund 30 Millionen gemunkelt) wollen den Zu-bau die Stadt Linz und das Land OÖ… großes Munkeln und Mauscheln. Politik als Blackbox. Die Gerüchteküche darf einmal mehr gehörig brodeln.

Transparenz? Speed Kills!
Es gehört hierzulande zur politischen Tra-dition, unter Ausschluss der (kulturellen) Öffentlichkeit oder Einbindung der Bevöl-kerung nicht nur Mammutprojekte durch-zusetzen. Aber was soll durchgesetzt werden? Ein riesiger Ausbau des AEC. Wofür? Für Nanotechnologien. Das sind so Sachen mit den hippen, ganz winzigen Elementarteilchen. Ganz groß im Kommen, würde aber eher für eine Verkleinerung des AEC sprechen. Weiteres Nachfragen wird mit Hinweis auf „2009„ abgeblockt: Ich bitte Sie, wir müssen zusammenrücken und wir haben keine Zeit zu verlieren. Schnell ein Gemeinderatsbeschluß, die Ausschreibung ist bereits fertiggebastelt. ZackZack!

Es ist einmal mehr ein Schnellschuss zu erwarten. Kulturstadtrat Erich Watzl, der ja eigentlich bei jeder Gelegenheit postuliert, dass er Kunst, keine Strukturen fördere, sorgt angesichts der kolportierten Summen und der undurchsichtigen Vorgehensweise für einen Häusl-Zubau einmal mehr für Kopfschütteln bei der Freien Szene.

Von Nachbarn…
Auch bei der unmittelbar betroffenen Nach-barschaft, den AktivistInnen der STWST, macht sich Unsicherheit breit. „Der Bebauungsplan soll umgestaltet werden, je nachdem was eingereicht und nominiert wird„, so Olivia Schütz von der STWST – tatsächlich lässt sich ob der derzeitigen Mauschelei nicht eruieren, welche Form dieser Zubau annehmen soll. „Wir sagen, dass dieses Projekt viel zu wenig transparent gemacht worden ist und auch nicht öffentlich diskutiert wurde„, weshalb die STWST seit Juli auch die verschiedensten Aktionen und Interventionen durchführt.

… und Wiesen
Denn nicht zuletzt geht es beim Ausbau des AEC auch um den prinzipiellen Umgang mit öffentlichem Raum, zumal die betroffenen Wiesenstücke in ihrer zentralen Lage unmit-telbar am Brückenkopf so ziemlich einzig-artig sind. Treffend formuliert die STWST: „Wiese als realer Freiraum im Gegensatz zu bebautem, okkupiertem, privatisiertem und verwertetem Raum. Wiese als kleinstmög-licher Freiheitsmoment zwischen Arbeit, Rastlosigkeit und Vorbeikommen… Wiese als ein offenes Feld des Unökonomischen, des Unpraktischen, des Nicht-Besonderen„.
Andre Zogholy, Klemens Pilsl

Klemens Pilsl ist Mitglied der Kulturinitiati-ven Biosphäre3 und Kapu in Linz. Andre Zogholy ist Vorstandsmitglied der KUPF und qujOchÖ – experimentelle Kunst- und Kulturarbeit

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