verdient.

Diesmal fürchten sich Raimund Locicnik und Peter Klimitsch vor der gerechten Strafe.

Als Pazifist eine Gnackwatsch’n auszuteilen, da tu ich mir schwer. Für ihren Umgang mit dem Steyrer Kulturentwicklungsplan haben sich Kulturamtsleiter Locicnik und Projektmanager Peter Klimitsch jedoch auf jeden Fall eine verdient.
Man kann von der Sinnhaftigkeit von Kulturentwicklungsplänen halten was man will: Für Steyrs Kulturpolitik hätte das Erarbeiten eines solchen allerdings große Chancen zu einer Verbesserung der Situation beizutragen.

Die Kulturpolitik in Steyr ist geprägt von der jahrelangen Verschlafenheit des Kulturamtes unter Locicniks Amtsvorgänger, was dazu führte, dass der Kulturausschuss völlig unsinnig alltäglichen Kleinkram zu bearbeiten begann, dementsprechend überlastet war und so keine Überbauarbeit zustande brachte. Zudem hat Steyr keine bildungsbürgerliche Tradition und daher auch wenig Bewusstsein für die essentielle Notwendigkeit freien Kunst- und Kulturschaffens für den gesellschaftspolitischen Entwicklungsprozess eines offenen Gemeinwesens mündiger BürgerInnen entwickelt. Von den verkarsteten Strukturen der selbstherrlichen sozialdemokratischen ArbeiterInnenaristokratie ganz zu schweigen.
Dem gegenüber steht eine sehr eigenständige und lebendige, seit den 1970-ern entstandene alternative Kulturszene, die mit großem Aufopferungspotential und immenser Selbstausbeutung vieler EinzelaktivistInnen beachtliche substantielle Arbeit geleistet hat und leistet (Akku, Röda, Kunsthalle t.m.p., div. Galerien, MusikerInnen und KünstlerInnen), die Fahne von Kunst und Kultur hochhält, aber immer noch zögerlich gefördert wird und um prinzipielle Anerkennung ringen muss. Hier durch einen Kulturentwicklungsplan einen Diskurs zu eröffnen und eine neue Wertigkeit der kulturellen Prozesse in dieser Stadt zu erreichen, wäre eine tolle Sache.

Doch leider schaut’s gar nicht mehr danach aus. Schon bei der Präsentation des Prozedere vor einem Jahr wurde massiv kritisiert, dass die wirklich Betroffenen und Handelnden erst sehr spät in die Erarbeitung des Planes eingebunden werden sollten, und eine Einbindung der Kulturschaffenden in das Prozessdesign selbst unabdingbar für die Qualität des Endproduktes sei. Zudem wurden zwecks Transparenz begleitende Protokolle gefordert.
Seither hat es zwei Gesprächsrunden gegeben, die inhaltlich auf äußerst dürftigem Niveau geblieben sind. Vor allem das zweite Treffen zum Thema „Was ist für jede/n Kunst und Kultur?“ war völlig daneben, weil es wie ein esoterisches Selbstfindungsseminar aufgezogen war, das zur Flucht animierte.

Im Zeitplan der Projektanten gibt es 8 Schritte, die im Frühjahr 2003 abgeschlossen sein sollten. Derzeit halten wir etwa bei Punkt 1 1/2. Protokolle hat’s auch noch nie gegeben.
Schade eigentlich. Aber allemal Grund genug, sich bei der KUPF eine saftige Gnackwatsch’n abholen zu müssen.

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