Elf Seelen für einen Ochsen

Über ein Projekt des Festival der Regionen, das Engagement der Theatergruppe vom Kunstdünger Gampern und die Vorteile von Vernetzung.

 

von Bettina Mayr-Bauernfeind

„Elf Seelen für einen Ochsen“, so der Titel einer Theaterproduktion, die im Rahmen des Festivals der Regionen an verschiedenen oberösterreichischen Orten des NS-Kriegsverbrechens zu sehen ist. Initiatorin des Projektes ist die Dramaturgin und Journalistin Tina Leisch. Veranstaltet wird das Stück von verschiedenen Kulturvereinen, darunter auch zahlreiche KUPF-Mitgliedsinitiativen (Kunstdünger Gampern, Kulturakzente Vöcklabruck, KulturCafe Pichl, Tribüne St. Georgen). Das Besondere an dem Stück: LaiendarstellerInnen spielen gemeinsam mit professionellen KollegInnen. Erstere kommen zum Teil aus den veranstaltenden Kulturvereinen selbst. So spielen vier Mitglieder vom Kunstdünger Gampern oder drei Jugendliche, die kürzlich bei Kulturella (Ottnang) einen Theaterworkshop besucht haben, mit. Rosemarie Binder, Vorstandsfrau vom Kunstdünger, hat außerdem die Produktionsassistenz übernommen. Wie es zu dieser Kooperation gekommen ist? „Ich habe im vergangenen Jahr den Lehrgang für Kulturarbeit in Goldegg besucht und dort Anna Brandstätter von den Kulturakzenten kennengelernt. Tina Leisch war mit ihr in Kontakt und so ist die Kooperation entstanden.“ Generell möchte Rosemarie Binder die Vernetzung mit anderen Kulturinitiativen in der Region in Zukunft weiter vorantreiben, auch als Ergebnis des Lehrganges – wie sie erzählt. Genauso wie bei ihr spürt man auch bei den anderen DarstellerInnen die Begeisterung für dieses Projekt sprühen – trotz anstrengender Proben, die derzeit beinahe jedes Wochenende und Feiertage in Anspruch nehmen.

… zum Stück Inhaltlich kreist das Stück um eine wahre Geschichte, die sich am 25. April 1945 im slowenischsprachigen Kärnten ereignete. Polizisten stürmten am Abend einen Bauernhof mitten im PartisanInnengebiet. Sieben Kinder und vier Erwachsene werden ermordet. Ein Jahr später drängen die britischen Besatzungstruppen auf Aufklärung. Das Landesgericht Klagenfurt beginnt mit den Ermittlungen. Im Theaterstück werden Zeugeneinvernahmen und Beschuldigtenverhöre mit kurzen Szenen aus dem Alltag im zweisprachigen Gebiet montiert. Sie geben Einblick in den Umgang mit der NS-Geschichte, in gängige Argumentationslinien, Verwirrspiele und Vertuschungsmechanismen. „Es war naheliegend“, so Tina Leisch, „bei einem Festival, das sich mit der Kunst der Feindschaft beschäftigt, die bis heute nicht aufgearbeitete Feindschaft zwischen Deutschen und Slowenen in Kärnten zu thematisieren. Die Fronten sind heute noch die gleichen wie damals.“ Erstaunlich auch, dass das Aktenmaterial, das die Grundlage für das Stück bildet, erst seit letztem Jahr zugänglich ist.

Bezug zu OÖ Der Bogen von der Kärntner zur oberösterreichischen Kriegs- und Nachkriegsgeschichte wird durch die Spielstätten gespannt. Aufführungsorte sind z. B. die HTL in Vöcklabruck, in deren unmittelbarer Nähe sich im Schloss Wagrain ein Nebenlager des KZ Mauthausen befand, in St. Georgen an der Gusen, ebenfalls ein Außenlager von Mauthausen. Am Bahnhof in Attnang Puchheim, wo nach der Bombardierung der Stadt KZ-Häftlinge aus Ebensee für Aufräumarbeiten abkommandiert und 7 Häftlinge brutal ermordet wurden, oder im Schloss Hartheim. Dort wurden zwischen 1940 und 1944 ca. 30.000 Menschen in der Euthanasieanstalt vergast. Neben den 6 ausgewählten Aufführungsorten gäbe es in Oberösterreich aber noch mehrere Beispiele für Schauplätze des NS-Verbrechens, immerhin hatte OÖ im Vergleich zu anderen Bundesländern die höchste Dichte an Konzentrationslagern.

Bettina Mayr-Bauernfeind

Kunst-Dünger Rosemarie & Manfred Binder Hörgattern 15, 4851 Gampern Tel.: 07682-8357, office@kunst-duenger.at http://www.kunst-duenger.at

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