Frauen, macht Budgets

Staatsfinanzen aus Geschlechterperspektive

 

Christine Mayrhuber

Die Wirtschaftspolitik – nicht anders als andere Politikbereiche – ist von dem Verständnis geprägt, dass Menschen zwar ein biologisches („sex“) aber kein soziales („gender“) Geschlecht haben und wirtschaftspolitische Maßnahmen daher neutral auf Männer wie Frauen wirken. Der Ansatzpunkt feministischer Kritik an der herrschenden Wirtschaftspolitik besteht im Aufzeigen von Geschlechterdifferenzen, in der „Vergeschlechtlichung“, dem „Engendering“ der ökonomischen Begriffswelt und Konzepte. In dem Buch „Frauen machen Budgets“ geht es darum, geschlechtsblinde Flecken aufzuzeigen und damit einen anderen Blick auf Wirkungen und Bedeutungen bestimmter Maßnahmen zu bekommen, und sie letztlich auch neu – und damit geschlechtergerecht – zu konzipieren. Das Buch zeigt, dass Budgetpolitik ein Teil der Wirtschaftspolitik ist – und zwar einer ihrer zentralsten. Mittels Einnahmen und Ausgaben erfüllt der Staat Lenkungs- und Verteilungsfunktionen. In der herrschenden Diskussion wird allerdings z. B. die Verteilungswirkung von Einnahmen und Ausgaben auf die Geschlechter ausgeblendet. Wenn beispielsweise klar ist, dass Frauen in geringerem Ausmaß als Männer VermögensbesitzerInnen sind, dann ist es auch logisch, dass eine Senkung von Vermögenssteuern Frauen weniger stark zugute kommt und die Verteilungssituation vielleicht sogar noch verschlechtert. Die Autorinnen des Buches spannen den Bogen zwischen Theorie und Praxis dieses „engendering budgets“-Prozesses. Voraussetzung einer solchen Analyse ist die Hinterfragung wirtschaftspolitischer Begriffe und Institutionen – und zwar insbesondere jener des Staates. Darauf aufbauend sind Ansätze und Methoden zur Analyse der „Geschlechtlichkeit des Budgets“ im internationalen Vergleich dargestellt und für die österreichische Praxis umgesetzt. Auf der Grundlage konkreter Lebenssituationen der österreichischen Frauen wird die Einnahmen- und Ausgabenseite des österreichischen Staatshaushalts analysiert. Im Schlusskapitel finden sich Perspektiven und Ansätze im Spannungsfeld von Frauen, Macht und Budgets.

Christine Mayrhuber

BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts-, wirtschafts-, und umweltpolitische Alternativen) Hg.: Frauen macht Budget. Staatsfinanzen aus Geschlechterperspektive. Wien 2002, Mandelbaum Verlag, EUR 15,80 Abdruck mit freundlicher Erlaubnis der Zeitschrift „planet“ Nr. 27, Zeitschrift für Politische Ökologie

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