Luigi Gabinetto hat ein paar Tips für einen antiurbanen Kulturkritiker.
Da hat sich wieder einmal ein Mitglied des Linzer Stadtkulturbeirates wichtig gemacht und ist aus dem Gremium ausgetreten. „Die jüngsten Vorfälle um die Vergabe der Linz-Kultur-Auslandsstipendien haben mich nun jeder Illusion beraubt, dass sich in dieser Stadt in absehbarer Zeit irgendetwas vernünftiges….“, begründet das ehemalige Mitglied seine Entscheidung in der Internetzeitschrift „Prairie“.
Was war geschehen? Die Stadt Linz hatte Auslandskulturstipendien ausgeschrieben und verfügt, dass diese nur an Leute vergeben werden sollen, die auch ihren Hauptwohnsitz in Linz haben.
Ich kann die Stadt durchaus verstehen, die Stipendien nur an LinzerInnen zu vergeben. Aufgrund des neuen Steuerverteilungsschlüssels nach der Volkszählung ist eine Menge Geld in Richtung Landgemeinden umverteilt worden. Da stellt sich die Frage, ob denn der Autor lieber mehr Geld in den ländlichen Raum fließen hätte sehen wollen. Aufs Land, das ohnehin nur abzockt von den Städten.
In Ampfelwang oder in Sarleinsbach kann man nicht Obdachlos sein – beispielsweise. Da treibt einen das gesunde Volksempfinden schon in die Stadt, wo es ein wenig anonymer zugeht. Wo einem die Volksgemeinschaft nicht gleich an die Gurgel geht. Und die Städte sollen zahlen für die soziale Infrastruktur, die einfach notwendig ist, wenn es Obdachlose gibt. Die sollen doch in Waldzell oder Pettenbach ein Stipendium ausschreiben, wenn sie sich eh bei den sozialen Dingen einen Haufen Geld ersparen.
Diesem antiurbanen Kulturkritiker sollte man wieder einmal Marx ins Gedächtnis rufen, der so trefflich erinnerte, „daß diese idyllischen Dorfgemeinschaften, so harmlos sie auch aussehen mögen, seit jeher die feste Grundlage des (…) Despotismus gebildet haben, daß sie den menschlichen Geist auf den engsten Gesichtskreis beschränkten, ihn zum unterwürfigen Sklaven traditioneller Regeln machte…“
Aber andererseits hat er ja auch wieder Recht der Schreiber: Was da in Linz abgeht, ist doch auch zum Heulen. Da verschickt der Kulturdirektor der Stadt Neujahrspost an Kulturaktivisten, versehen mit einem Zitat von Jack Lang: „Nur seine Kunst und Kultur kann einem Volk Identität und Selbstvertrauen geben. Dieses Vertrauen zu sich selbst, der Glaube an seine eigene kulturelle Macht und Autorität, sind der Grundstein für den ökonomischen Erfolg. Die Wirtschaft braucht doch gerade jene Phantasie, jenen Erfindergeist, wie er rein nur aus Kunst und Kultur kommen kann“, usw. blablabla.
Das klingt genauso wie der Morak-Sager vor Funktionären der Wirtschaftskammer: „Die Creative Industries sind für die Wettbewerbsfähigkeit und die Standortqualität eines Landes ganz wesentliche Parameter. Bei der Kreativwirtschaft geht es in erster Linie darum, die Bedeutung und Wertschöpfung kreativer Leistungen für die Wirtschaft nutzbar und sichtbar zu machen…“.
Martin Wassermair hat Moraks Kultur- und Kunstverständnis einer geharnischten Kritik unterzogen. Es bleibt nur noch anzumerken, dass Janko und Morak Kinder des gleichen Geistes und der gleichen Politik sind. Morak traut sich das wenigstens selber zu sagen und schickt keinen Künstler vor. Linz ist doch ein erbärmliches Dorf.
Luigi Gabinetto mailto:luigi4gabinetto@yahoo.de