Kultur-und Medienarbeit als Statement

Der Verein MEDEA – Verein für Medienpädagogik – wurde 1998 von Andrea Reisinger, einer Medienpädagogin aus Linz, als Plattform für Projekte der aktiven Medienarbeit initiert. Mittlerweile hat sich MEDEA zu einem Verein entwickelt, der Projekte im Bereich der aktiven Kulturarbeit durchführt. Die Arbeit ist sehr experimentiell, aber trotzdem so konkret, dass sie nicht nur Labor-Charakter hat, sondern auch konkrete Wirkung in der Praxis zeigt.

 

Zugänglich, offen und aktiv Ein wichtiger Schwerpunkt der Kulturarbeit von MEDEA ist aktive Medienarbeit von MigrantInnen und ÖsterreicherInnen. Das MEDEA-Team ist bunt gemischt: Jugendliche und Erwachsene, Mig-rantInnen und ÖsterreicherInnen, professionelle KünstlerInnen und NeueinsteigerInnen. Durch die unterschiedlichen Erfahrungenhintergründe findet eine gegenseitige Bereicherung statt.

Mittels des (u.a. durch den KUPF-Innovationstopf geförderten) Projektes „zuagroast“ konnte eine Basis geschaffen werden, um jungen MigrantInnen die Möglichkeit zu bieten, Medien nicht nur aus einer Konsumperspektive zu nutzen, sondern aktiv selbst zu fotografieren, Webseiten zu machen, ein Video zu drehen, Radiosendungen zu gestalten, … Im Rahmen des Kooperationsprojektes PANGEA – gemeinsam mit der Flüchtlingsbetreuung der Volkshilfe OÖ – stand den Jugendlichen das ganze letzte Jahr eine offene Medienwerkstatt zu Verfügung; dieses Angebot wurde rege genutzt – Elvira Kurabasa arbeitet bei MEDEA als Medienpädagogin: „Wir haben 26 Internet-Computer und trotzdem warten immer wieder Jugendliche auf einen PC“. Derzeit ist unklar, ob und wie dieses Projekt im nächsten Jahr weitergeführt werden kann.

Projekte, die Selbstbestimmung ermöglichen MEDEA entwickelt Projekte der aktiven Medienarbeit, die sich mit künstlerischen Mitteln konkreten gesellschaftlichen Problemstellungen annähern und immer aus den Bedürfnissen der AktivistInnen heraus entstehen. Interessant ist „artenreich“, ein Multimedia-Projekt im öffentlichen Raum – am Linzer Hauptplatz- dass als „reales Statement gegen kulturelle Überheblichkeit“ die Unterschiedlichkeit und doch auch Gleichheit der Menschen in der Landeshauptstadt mit den Mitteln der Medien untersuchte.

Bei einem anderen Projekt wird jugendlichen MigrantInnen durch Wanderungen in Linz und Besuche von Gedenkstätten in Ebensee und Mauthausen eine Auseinandersetzungsmöglichkeit mit der österreichischen Geschichte, insbesondere dem Nationalsozialismus geboten. Die Jugendlichen arbeiten ihre Erfahrungen mit Audio-Aufnahmen, einem Video und vielen Fotos auf und werden diese Ergebnisse mittels einer Ausstellung präsentieren.

Grenzüberschreitungen Die Kulturarbeit von MEDEA überschreitet bewusst und experimentell Grenzen. „Immer mehr und mehr wird die – durch die gesellschaftlich definierte Ungleichheit vorhandene – Grenze zwischen MigrantInnen und ÖsterreicherInnen aufgelöst in einer diskursiven gemeinsamen Praxis“, meint die Vereins-obfrau Andrea Reisinger, „Wir lernen miteinander und voneinander“. MEDEA entwickelt aber auch in den Formen der Kulturarbeit neue Methodiken. Die Arbeit in und mit Medien wird nicht als Selbstzweck gesehen. Aktive Medienarbeit ist damit eine praktikable Methode, dass Menschen, die in traditionellen Strukturen kein Gehör finden, Formen entwickeln, ihre Anliegen selbst in der Öffentlichkeit darzustellen und damit auch ein Betrag, um das Selbstbewusstsein der AktivistInnen zu stärken. Durch die vielfältigen Formen können auch Sprachprobleme unwichtiger werden: „Fotografieren können alle – man/frau muss nicht unbedingt Deutsch können“, meint Thomas Ortner, Berufsfotograf und MEDEA-Mitarbeiter.

Weiterentwicklung des kulturellen Feldes Die Arbeit von MEDEA wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, z. B. dem Preis für integrative Jugendarbeit der Stadt Linz oder dem Preis der European Foundation for Photography – First Award for young innovative photography. Noch findet diese Anerkennung durch Preise nicht 100%ig seine Anerkennung in der Berücksichtung der Aktivitäten bei öffentlichen Förderungen. Diese neuen Formen der Kulturarbeit sind für manche EntscheidungsträgerInnen in Kunst und Kultur schwieriger nachvollziehbar sind als bekannte Formen wie Kulturvermittlung durch Veranstalten. MEDEA definiert seine Tätigkeit zwar eindeutig als Kulturarbeit, doch Unklarheiten entstehen aufgrund der Grenzüberschreitungen hin zur sozialen Arbeit, Jugendarbeit oder Integrationsarbeit. Unter anderem darum möchte MEDEA im nächsten Jahr dieses neue Verständnis von Kultur- und Medienarbeit auch stärker öffentlich thematisieren: „Wir kooperieren auch gerne mit anderen Kulturinitiativen – einfach melden!“.

[MEDEA|http://www.servus.at/medea/] – Verein für Medienpädagogik Telefon: 0676 – 5237597 oder 0732 – 787770-15 [mailto:medea@servus.at]

Auf der Webseite finden sich Projektbeschreibungen und Doku´s und einiges an Hintergrundinformationen über die Arbeit von MEDEA. Wie alles andere wurde auch hier der Inhalt gemeinsam von allen AktivistInnen programmiert, besonders interessant ist dabei die „zuagroast“-Seite http://www.servus.at/zuagroast

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