Zurück in die Zukunft?

Vor zehn Jahren wurde die IG Kultur Vorarlberg gegründet. Siebzehn Gründungsmitglieder stellten damals einen die autonome Kulturarbeit betreffenden Forderungskatalog auf. Die wesentlichen Punkte daraus sind nach wie vor nicht umgesetzt worden wie z.B. die Forderung nach einer gesetzlichen Verankerung eines bestimmten Prozentanteils der Förderungen für die kleinen KI´s zur längerfristigen Absicherung der Betriebe. Neun Jahre lang wurde die Arbeit ehrenamtlich geleistet – bis 2001 die IG Kultur Vorarlberg erstmals eine Subvention erhielt, die ein Auto und eine Teilzeit-Anstellung ermöglichte. Dadurch ist Kontinuität gewährleistet.

 

Dienstleistungen im Bereich der Organisation werden von den Mitgliedern in Anspruch genommen und diverse Informationsveranstaltungen werden organisiert. Diese sind auch dringend notwendig, da die gesetzlichen Änderungen der Bundesregierung sich erschwerend auf die vorwiegend ehrenamtliche Kulturarbeit der Kulturinitiativen auswirken z.B. im Bereich von Postzeitungsversand, Werbeabgabe, AusländerInnensteuer, Vereinsgesetz .

Kulturpolitische Diskussionen Als weiterer Arbeitsschwerpunkt will die IG Kultur Vbg. die kulturpolitische Diskussion forcieren und veranstaltet in Zusammenarbeit mit dem Theater am Saumarkt 2x jährlich ein Round-Table-Gespräch mit dem zuständigen Landesrat und dem Kulturamtsleiter des Landes. Zu dieser öffentlichen Veranstaltung sind im besonderen die VertreterInnen der KI’s eingeladen, Stellungnahmen zu aktuellen Themen abzugeben – zum Beispiel zur Beschlagnahmung eines Kunstwerkes von Gottfried Bechtold auf Weisung der Staatsanwaltschaft Feldkirch, die zu lautem Gelächter Anlass gab, jedoch eine internationale Blamage für die Provinz Vorarlberg darstellt.

Vorarlberg ist Russland Eine Vorarlberger Spezialität, die das Bild der Kulturarbeit in der Öffentlichkeit wesentlich mitbestimmt, ist die Medienpolitik. Die Vorarlberger Medienlandschaft ist geprägt durch das Monopol des Vorarlberger Medienhauses, das die öffentliche Meinung in Vorarlberg beherrscht. Ohne Eugen A. Russ bekommt niemand in Vorarlberg so etwas wie Öffentlichkeit. Alle vorarlberger Regionalradios und alle wesentlichen Printmedien sind in den Räumlichkeiten des Vorarlberger Medienhauses angesiedelt. Zum Medienhaus gehört auch der größte Vorarlberger Internet-Anbieter, die Firma teleport mit dem Portal [Vorarlberg Online|http://www.vol.at]. Mit der Telekommunikationsfirma „1036 hallo“ und dem Kabelanbieter „cable com“ bestehen zwei weitere Pfeiler des Medienhauses, um das Monopol endgültig zu vervollständigen. Und es ist zu erwarten, dass mit der Liberalisierung der Postzustellung das Monopol perfektioniert wird, da das Medienhaus schon jetzt über ein nahezu flächendeckendes Vertriebssystem verfügt.

Ohne diesen Hintergrund ist die Situation der freien Medien in Vorarlberg kaum zu verstehen. Jede aufkeimende Regung in der Medienlandschaft Vorarlbergs war bislang chancenlos, da keine Konkurrenz am Markt geduldet wurde und wird und von der öffentlichen Seite (Land Vorarlberg) keine neuen Medienprojekte gefördert werden.

Proton – das freie Radio Das einzige unabhängige Medium, das freie Radio PROTON, ist bereits seit zweieinhalb Jahren auf Sendung. Bisher brachten alle Subventionsverhandlungen mit der Landeskulturabteilung nur unzureichende Ergebnisse (Projektförderung Jahr 2000 ATS 80.000,-, Jahr 2001 ATS 95.000,- in Aussicht gestellt für das Jahr 2002 ebenfalls nur Projektförderung). PROTON benötigt ca. 1 Mio. ATS um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Der Versuch die Finanzierung von der Kulturabteilung des Landes loszulösen, ist seit längerem im Gange; bisher ist es dem Intendanten Rainer Roppele jedoch nicht einmal gelungen, einen Termin beim Landeshauptmann Sausgruber (ÖVP), der für die Finanzen zuständig ist, zu erhalten. Vom Bund kann, wenn überhaupt, nur eine Teilförderung erwartet werden.

Die gesamte Arbeit des freien Radios wird ehrenamtlich geleistet im Grunde ist PROTON zur Zeit zahlungsunfähig und nur durch die Kulanz der „Bregenzer Lokalradio GmbH“ noch auf Sendung. Da die Medienpolitik des Russ’schen Medienhauses der vorarlberger Landesregierung sehr entgegenkommt, hat diese bislang kein Interesse ein freies Medium zu unterstützen. Vorarlberg ist eben das Bundesland mit der längsten Schwarz-Blau-Tradition!

Silvia Rüdisser

[IG Kultur Vorarlberg|http://www.igkultur-vbg.at/] Bahnhofstraße 6/2, A-6801 Feldkirch Tel.: 05522/353 83, Fax: 05522/365 06 [mailto:igkultur-vbg@med-user.net] http://www.igkultur-vbg.at/

[PROTON, das freie Radio| http://www.med-user.net/proton] Dr. Anton Schneider Str. 11/1 6850 Dornbirn [mailto:proton@med-user.net] http://www.med-user.net/proton

 

 

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