Die KUPF kenn ich schon lange

Andi Wahl verucht sich an einen erstes Porträt der neuen KUPF Mitarbeiterin Bettina Bauernfeind.

 

Wussten Sie, dass in den 20er und 30er Jahren die ersten Enthaarungsmittel auf den österreichischen Markt kamen? Seit dieser Zeit haben sich die Körperpflegeprodukte immer mehr ausdifferenziert. Nicht nur was die verschiedenen Körperregionen betrifft, sondern auch bezüglich unterschiedlicher KäuferInnenschichten. Die Körperpflege für den Mann tauchte allerdings erst Ende der 60er Jahre in der Werbung auf. Damals ergaben aber, soweit ich weiß, Umfragen auch noch, dass die meisten Männer ihre Unterwäsche nur etwa wöchentlich wechseln. Àpropos Werbung: In den 70ern sah man viel mehr nackte Menschen in der Werbung als heute. Sie müssen also die Stereotypen, die sie sich für diese Zeit zurecht gelegt haben, nicht gleich über Bord werfen, manche davon besitzen zumindest einen wahren Kern.

Solche Dinge, und noch viel mehr, kann man erfahren wenn man mit Bettina Bauernfeind ins Kaffeehaus geht. Bettina sitzt überhaupt gerne im Kaffeehaus, trinkt Kaffee oder Wein und redet gerne. Sollten Sie einmal das Glück haben, mit Bettina in einem Kaffeehaus zu landen, so kann ich Ihnen nur empfehlen, ihr gut zuzuhören. Von ihr kann man wunderbare Dinge erfahren. Es ist nun mal ihre Art sich in Themen richtiggehend zu verbeißen. Daher ihr umfangreiches Detailwissen, das mich oft erstaunen lässt.

Aber auch Bettina kann man in Erstaunen versetzen. Als ich ihr beispielsweise einmal erzählte, dass ich in jungen Jahren, begeistert von der Idee des Kommunismus, in die DDR auswandern wollte, blieb ihr vor Schrecken der Mund offen stehen und ihre Augen weiteten sich, als ob sie ein Gespenst gesehen hätte. Soviel Zutrauen und Naivität ist ihr offensichtlich selten untergekommen. Dabei hat sie bis vor kurzem beim katholischen Familienverband gearbeitet. Eine Organisation, in der man – als Laie – doch naives Zutrauen vermuten würde. In eine Gemeinschaft christlicher Werte, in die Worte des Papstes oder ganz einfach in die Güte des Himmelvaters. Aber solche (spitzbübischen) Polemiken will sie nicht hören. Das langweilt sie und wir kommen auch zu leicht ins streiten dabei. Denn streitbar kann Bettina, bei all ihrer Freundlichkeit und ihrem Charme, durchaus sein.

Bereits mit 14 hat sie die Schulküche zur Weißglut getrieben, weil sie sich gemeinsam mit anderen Internatsschülerinnen weigerte, Früchte aus dem damals noch apartheidlich regierten Südafrika als Nachtisch zu akzeptieren. Die erste bewusst politische Aktion, an die sich Bettina erinnert. Das Interesse an gesellschaftlichen Verhältnissen hat sie dann auch nicht mehr los gelassen. Wahrscheinlich ein Grund, nach der Matura Geschichte und Volkskunde zu studieren. Aber nicht nur die theoretisch-wissenschaftliche Sicht interessiert Bettina. Als Querflötistin hat sie jahrelang, gemeinsam mit ihrem Vater (Tenorhorn), bei einer Marschmusikkapelle gespielt. Kniestrümpfe, weiße Bluse, Trachtenhut und Joppe inklusive.

Aber Bettina kennt auch Unterdrückung und Ausbeutung aus eigener Anschauung. Bei einem dreimonatigen Praktikum in einem Kärntner Gastronomiebetrieb musste sie unter unwürdigen Bedingungen und für einen Pappenstiel an Entlohnung an die 80 Stunden wöchentlich buckeln. Diese Zeit hat sie nur mit zusammengebissenen Zähnen überstanden. Nachher wusste sie, dass das Gastgewerbe, obwohl sie auch ausgebildete Köchin und Kellnerin ist, nicht ihr Metier bleiben wird.

In die KUPF hat Bettina über Umwege gefunden. Als Teilnehmerin an einem berüchtigten, und mittlerweile legendären, OberösterreicherInnenstammtisch in Wien, kannte sie die KUPF schon aus vielerlei Erzählungen. Später hat sie auch schon Artikel für die KUPF-Zeitung verfasst. Ihre Motivation sich für eine freigewordene Stelle in der KUPF zu bewerben, begründet sie mit der offenen und professionellen Ausstrahlung der KUPF. Und auch, weil sie im Kulturbereich, als gesellschaftlichem Querschnittsbereich, ihre Interessen verwirklichen kann.

Außerdem gestaltet sie für ihr Leben gerne Homepages und restauriert in Pennewang (3 km von Lambach) gerade einen Bauernhof, auf dem sie auch lebt. Wie ihr bei all dem noch Zeit für ein bohémehaftes Leben (lesen, trinken, lange schlafen und überhaupt dem Hedonismus frönen), für das sie so schwärmt, bleibt, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall sieht sie immer sehr entspannt aus. Der Neid könnte einen fressen.

Andi Wahl

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