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Ich habe einen neuen Begriff kennengelernt: „Flower Shower“. Als „Flower Shower“ wurde kürzlich in einer Gruppe eine Feedback-Methode bezeichnet, bei der reihum eine Person in den Mittelpunkt gestellt und von den anderen Mitgliedern der Gruppe mit positiven Beobachtungen, Komplimenten, wertschätzenden Bemerkungen – Blumen eben – überhäuft wird. 

Eine Dusche ist kein arrangiertes Bouquet, das ich überreiche, sondern ein Schwall, der sich ergießt und Anderes, Negatives, Unschönes in den Abfluss spült. Die Blumendusche ist mir im Rahmen einer künstlerischen Ausbildung begegnet, Lehrende haben Lernenden auf diese Weise Feedback zu künstlerischen Arbeiten gegeben. Mir kam die Blumendusche im Lern- und Vermittlungskontext verlogen vor: Soll eine Lehrperson die Auszubildenden wirklich mit Komplimenten überschütten? Liegt unter den Blumen etwas begraben, das die Lehrperson nicht ausspricht, von dem die lernende Person profitieren würde? Wie kann man so lernen? Die Blumendusche erschien mir als fadenscheinige Methode, die nur über hierarchische Strukturen in Ausbildungen hinwegtäuscht und dabei die Lernenden der Möglichkeit beraubt, von (hoffentlich) qualifizierten Lehrenden konstruktiv über deren Einschätzung ihrer Leistung informiert zu werden.

Lernen ist nicht zuletzt eine soziale Praxis. Das Individuum lernt nicht nur für sich, indem es durch neue Erfahrungen sein Weltwissen erweitert; Lernen passiert zwischen den Menschen, interaktiv, im Austausch. Dieser Austausch ist nicht nur positiv: Das „Noch-Nicht-Können“ ist ein wesentlicher Motor. Neue Erfahrungen zu machen, etwas auszuprobieren und zu beforschen führt zu Kritik und Widerspruch. Lernen ist also immer auch Umlernen, eine Negation des Vorangegangenen.

So wie ich diesen Text – in dem ich über Blumen und das Lernen nachdenke – in zu vielen oder zu wenigen Reflexionsschritten umschreibe, kürze, und dann auf das Feedback des großartigen Redaktionsteams der KUPFzeitung warte. 

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