Mitgegeben

Was bedeutet Wachstum für dich?

Qualität
Intuitiv setze ich Wachstum sofort mit der Zunahme von quantitativen Messgrößen in Verbindung. Das ist wohl auch in unserer Gesellschaft stark verankert: Wenn man an Wachstum denkt, denkt man an ‹mehr› – mehr Budget, mehr Projekte, mehr Veranstaltungen. Wachstum bedeutet aber auch eine Zunahme der Qualität, was natürlich schwieriger zu messen ist und in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen nicht die gleiche Wertigkeit hat: Zunahme an Zufriedenheit oder Akzeptanz etwa. Gerade im Kunst- und Kulturbereich muss man dem Thema Qualität besondere Bedeutung beimessen und nicht nur auf harte Parameter wie Budget, Umwegrentabilität, Projekt- und Besucher*innenzahlen schauen. Man muss eine ganz große Breite unterstützen, den Blick nicht auf eine bestimmte Sparte beschränken und auch Experimentierfelder zulassen, in denen man bewusst von Ergebnissen absieht und Kunst und Kultur für sich sein lässt.
Elisabeth Manhal ist seit 2009 Mitglied des oberösterreichischen Landtages und Kultursprecherin der OÖVP

Weltbeschreibung
Wachstum ist für mich als Mathematikdidaktiker ein neutraler Begriff der Veränderung von zwei Zuständen, die meistens funktional beschrieben werden. Dahinter steht ein dynamischer Aspekt: Wenn x wächst, hat das zur Folge, dass auch y wächst, das war es dann auch schon. Im Berufsleben begegnet mir Wachstum ständig und überall: sei es in Hinsicht auf den Wissenszuwachs, den hoffentlich Lernende erlangen; sei es der Wissenszuwachs zum Vermitteln der Mathematik, den ich parallel generieren kann. Oder ein Wachstum der Möglichkeiten, die sich ergeben – für mich im didaktischen und lehrenden Bereich – und hoffentlich auch für die Studierenden und Schüler*innen. Ziel ist ja durch Wachstum, im Speziellen durch mathematisches Wachstum, die Welt genauer zu beschreiben und besser zu verstehen.
Robert Weinhandl ist M- und GWK-Lehrer an einer AHS in Wien, Dozent an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien, der FH Wien, sowie Projektmitarbeiter und Forscher an der JKU.

Entwicklungssprünge
Wachstum ist eine nach oben führende Stufenleiter, an deren Spitze ein rauchender Fabrikschlot steht. Wachstum befreit traditionelle Gesellschaften, ‹peoples without history›, aus dem Warteraum der Geschichte. Ein kräftiger Schub aus Kapital, Investitionen und Technologie bewirkt den Übergang von der Stagnation zum Wachstum. Ein ‹Big Push› katapultiert sie die Stufenleiter hinauf. Aber so sehr die Menschen ohne Geschichte hüpfen und springen, sie kommen oben nicht an. Unsichtbare Seile halten sie fest, manche werden gar nach unten gezogen. Auf einmal purzeln ihnen Menschen entgegen. Immer mehr Menschen spuckt der rauchende Fabrikschlot aus. Einige klammern sich an der Stufenleiter noch fest, andere gleiten nach unten. Überrascht schauen sie sich an. Was wird passieren? Fortsetzung folgt.
Karin Fischer leitet den Arbeitsbereich Globale Soziologe und Entwicklungsforschung am Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz und ist Vorstandsmitglied von Südwind OÖ.

Erfüllung
Jeder Mensch strebt in irgendeiner Art und Weise nach Wachstum, das sich letztlich im Kollektiv auch stark in unserer Gesellschaft und unserem politischen und wirtschaftlichen System widerspiegelt. Ich finde Wachstum enorm wichtig und auch etwas Erfüllendes, jedoch darf es natürlich nicht um jeden Preis kommen. Persönliches Wachstum erfordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst und die Bereitschaft zu lernen, insbesondere aus eigenen Fehlern. An eigenen Schwächen arbeiten und Stärken entwickeln, ist nicht leicht, erfordert viel Zeit, Geduld und gegenseitiges Verständnis, aber – so glaube ich – indem man persönlich wächst, kann man auch als Gesellschaft wachsen.
Severin Zugmayer ist Oberösterreicher, Experte für ‚Passion Economy‘ und Senior Associate für den Venture Capital Fonds Speedinvest.

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