blog – Netzkolumne von Leonhard Dobusch
Traditionelle Presseverleger und deren Geschäftsmodelle sind durch neue digitale Geschäftsmodelle nachhaltig unter Druck geraten. Grund dafür ist eine doppelte Entbündelung: Einerseits offerieren digitale Plattformen wie Google und Facebook Anzeigenkunden neue Wege, ihre Zielgruppen mit viel weniger Streuverlust zu erreichen, entbündeln also Printinhalte und Inserate. Andererseits funktioniert die Bündelung verschiedener Inhaltskategorien wie Politik, Wirtschaft und Sport in gedruckten Zeitungen und Magazinen online viel schlechter, boomen spezialisierte Angebote. Hinzu kommt die Konkurrenz neuer Anbieter wie Blogs und Newsletter, die dank radikal gesunkener Distributionskosten mit wenig Aufwand viele Menschen erreichen.
Im Ergebnis hat diese Situation nicht nur zu geschrumpften Redaktionen und beschleunigtem Zeitungssterben geführt. Presseverlage – mit publizistischer Unterstützung der von ihnen verlegten und politisch immer noch einflussreichen Printtitel – versuchen auch seit geraumer Zeit, ihr Überleben durch politische Interventionen zu sichern. Zum Beispiel soll(te) mit einem Leistungsschutzrecht für Presseverleger zuerst in Deutschland und bald auch in Europa direkt Geld von Google zu den Verlagen umverteilt werden. Die damit verbundenen Einschränkungen für Linkfreiheit und kleinere, innovative Anbieter werden in Kauf genommen.
Eine zweite Front im Überlebenskampf ist aber sogar noch bedrohlicher für demokratische Öffentlichkeit im digitalen Raum. Und zwar attackieren einflussreiche Medien in Deutschland (FAZ), der Schweiz (Neue Zürcher Zeitung) und Österreich (Kronen Zeitung) seit einiger Zeit massiv die jeweiligen öffentlich-rechtlichen Anstalten ARD/ZDF, SRG und ORF. Wenn ihnen schon nicht wie in der Schweiz rund um die «NoBillag!»-Abstimmung ganz grundlegend ihre Existenzberechtigung abgesprochen wird, so sollen sie zumindest in ihren digitalen Aktivitäten möglichst eingeschränkt werden. Die Presseverleger wissen dabei nur zu gut, dass mangelnde digitale Bewegungsfreiheit mittelfristig die Legitimität von beitragsfinanzierten Medien unterminiert und Rufe nach deren Abschaffung weiter verstärken wird. Im Kampf um das eigene Überleben schwächen Presseverlage damit gezielt publizistische Angebote, die jenseits von Anzeigen- und Profitlogik funktionieren und für demokratische Öffentlichkeit gerade auch im digitalen Plattformzeitalter essentiell sind. Diesem Thema widmet sich 2018 auch die Konferenz Mediana, die von 18. bis 19. Mai in Linz steigt, Infos unter mediana.at.
Weiterlesen:
-
Ein medienpolitisches Symposium in Linz: Interview mit Fanja Haybach und Magdalena Reiter
-
Kommunikationskolumne: Barbara Eppensteiner schaut fern