„Yorick“: Philip Hautmann hat ein Buch über einen Menschen in Schwierigkeiten geschreiben und Tanja Brandmayr hat es gelesen.
Der intellektuelle Yorick als Zentralfigur, ein prekärer Freundeskreis aus ständigen Projektemachern, leutseligen Draufgängern und persönlichen Gegenspielern, eine beste Freundin mit Beziehungsproblemen, eine Analytikerin, der Philosophenzirkel, einige abstruse Milliardäre, … und so weiter – das ist unter anderem das literarische Personal des ersten Romans »Yorick – ein Mensch in Schwierigkeiten« von Philip Hautmann. Kurzfassung: Yorick mäandert sich durch sein persönliches, intellektuelles und berufliches Leben, scheitert gewissenhaft und umfassend – an den Grenzen seiner eigenen Persönlichkeit, den Wirrnissen der Mitmenschen und an den Verrücktheiten der mächtigen Welt. Und nicht zuletzt daran, dass er die unvereinbaren Gegensätze der neoliberalen Gesellschaft verstehend vereinen will – etwa als Unternehmensberater mit akademischen Blickwinkel oder schlicht als atomisiertes Wesen im gefängnishaften, weil unendlich zweckgebundenen Beziehungsgeflecht. Der Text selbst erweist sich als Referenzbombe, wie bereits Fritz Ostermayr im Sumpf recht treffend ausgeführt hat: »Philip Hautmanns neuer, nicht weniger als genialischer Roman explodiert förmlich vor Verweisen, Anspielungen, Zitaten, Verballhornungen und Metaebenen und beweist damit, dass auch literarische Schnitzeljagden saukomisch sein können.« So findet sich in der Figur des Yoricks ein Hinweis auf den berühmten Roman »Leben und Meinungen von Tristram Shandy, Gentleman« von Laurence Sterne, der ebenfalls die tragikomischen und skurrilen Seiten des Menschlichen in den Vordergrund gestellt hat – dies nur als ein Referenz-
Beispiel, derer vieler es anzuführen gäbe. Man könnte meinen, dass der Roman in der Komplexität von Anspielungen und Analysen die größenwahnsinnige Absicht verfolge, ALLES über die moderne und fragmentierte Welt in EIN Buch packen zu wollen. Dass allerdings, mit dem Untertitel gesprochen, eine ernsthafte literarische Beschreibung »eines Menschen in Schwierigkeiten« verfolgt wird, zeugt vom zutiefst humanistischen Interesse des Autors. Und er kontrapunktiert andererseits diesen Größenwahn mit einer beinahe schon unverschämten Komik der Untertreibung – denn dass im Roman nur ein einziger Mensch in Schwierigkeiten stecken soll, ist wohl ein Witz, der über fast 300 Seiten andauert. Wer sich (neben der Lektüre des Romans selbst) schlau machen will: Der Yorick ist mittlerweile vielbesprochen – in Versorgerin, Falter, derStandard, spotsZ, im Fm4-Sumpf, auf dorf.tv und wahrscheinlich auch noch anderswo.
Tanja Brandmayr ist freie Kunst- und Kulturschaffende.
Philip Hautmann,
YORICK Ein Mensch
in Schwierigkeiten,
Verlag TRAUMA WIEN,
ISBN: 3950291067, 292 Seiten,
EUR 17,50