Liebe ÖVP, Nachdem die letzte Gnackwatsch´n demütig an die Gnackwatsch´n selbst gegangen ist, wird es nun wieder Zeit, unsere Landespolitik ins Visier zu nehmen. Anlässe dafür gibt es ja genug, und dieses Mal habt Ihr das große Los gezogen. Niemand wird mir ernsthaft böse sein, dass ich die FPÖ heute vernachlässige. Von der sind wir schäbige Politik auf dem Rücken der Schwächsten ja ohnehin gewohnt. Mehrheitsfähig wird diese Schäbigkeit aber durch Eure Stimmen im Landtag. Ihr wart ja angeblich mal eine christlichsoziale Partei, allerdings können sich nur mehr ein paar Historiker an diese Zeit erinnern. Wäre Jesus nicht auferstanden, würde er sich angesichts Eures Bettelverbots im Grabe umdrehen, soviel ist sicher. Als nichtgläubige Staatsbürgerin finde aber auch ich genügend Gründe, Euch abzuwatschen. Und ich bin damit nicht allein. Die Polizei findet das Gesetz unnötig. Die katholische Basis findet es unmenschlich. Jus-Professorinnen finden es verfassungswidrig. Nur die Krone findet es gut. Tolles feedback, nicht? Ich lese nicht alle Eure Gesetze, deshalb frag ich mich, ob die immer so aussehen. Selten habe ich so einen schlampigen Pfusch gelesen. Schwammige Formulierungen gepaart mit Verallgemeinerungen. Nicht genügend, setzen. Glaubt Ihr wirklich, dass mit diesem Wisch Probleme gelöst werden? In Ermangelung ausreichender Arroganz werde ich die handwerkliche Kritik aber fähigeren Zeitgenossinnen überlassen. Zum Kotzen finde ich den Geist, der hinter diesem Machwerk steht. Warum sprecht Ihr es nicht einfach aus: Ihr wollt keine ausländischen Bettlerinnen in unseren Straßen. Punkt. Blöderweise habt Ihr uns in die EU geführt, Eure Politik definiert die Europäische Gemeinschaft als Wirtschaftsunion, Ihr seid die Verfechterinnen des neoliberalen Kapitalismus, Ihr und Eure Gesinnungsfreundinnen seid maßgeblich für die sozialen Unterschiede in Europa verantwortlich. Und jetzt stellt Ihr Euch allen Ernstes her und wollt die Auswirkungen Eurer Politik per Gesetz verbieten. Geht’s noch? Das Traurige an der Geschichte ist, dass Ihr mit diesem absurden und unmenschlichen Gesetz wahrscheinlich durchkommen werdet. Ihr habt gemeinsam mit der Krone fest am „Mythos Bettelmafia“ gebastelt. Nun stellt ihr euch an die Spitze des Volkszorns und fahrt die Ernte ein. Ob ich enttäuscht bin? Nein, nicht wirklich. Eigentlich hab ich von Euch nichts anderes erwartet. Also erfülle auch ich meine Rolle und verabreiche Euch eine Gnackwatsch´n, dass es nur so kracht. Bis auf weiteres…
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Freiwillig, effizient, kostengünstig:
Über die Ökonomisierung des Ehrenamts schreibt Gabriele Michelitsch Im Zuge neoliberaler Transformationsprozesse avancierte das Marktmodell zum zentralen gesellschaftlichen Organisations-, Regulations- und Entwicklungsmodus. Damit verbindet sich eine neue Aufgabenteilung zwischen Staat und Gesellschaft: Wirtschaftliche und gesellschaftliche Steuerung werden auf Selbst-Management ausgerichtet, um ein auf „Eigenverantwortung“ fokussiertes Sozialmodell durchzusetzen. Dieses bildet…
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Niemand fragt, warum. Die Landesregierung der Steiermark, die sich seit ihrer Wiederwahl im Herbst 2010 zur „Reformpartnerschaft“ gemausert hat, macht das Sparen zur Ideologie. Auch ihr Argument „Wir haben in den letzten Jahren über unsere Verhältnisse gelebt“ löst keine Fragen aus, wie zum Beispiel jene nach dem „Wir“. – Der…
4takt Gemisch!
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Sara Sorglos weiss, das selbst Buddha bei einer 40Stunden Anstellung die Fassung verloren hätte. Müßiggang wird oft verwechselt. Trägheit, Apathie, Orientierungslosigkeit, der schiere Hedonismus, depressive Verstimmtheit, popkulturelle Attitüden (Slacker) oder Passivität sind kein Müßiggang. Der Zustand, der vieles nicht ist, gleicht mehr einem sensiblen Aggregat, als dem breiten, langen…
Kultur Ohne Momentane Ansiedlung
Der Mitgliedsverein KomA aus Ottensheim auf der Suche nach Raum. Von Tanja Brandmayr Der Ottensheimer Kulturverein KomA trägt den Wanderzirkus sowie sein Hauptproblem im Vereinsnamen: Der Umstand, ohne momentane, ohne eigene Ansiedlung zu sein, betrifft viele oberösterreichische Kulturinitiativen. Andreas Fuchshuber, Magdalena Stadlbauer und Wolfgang Heller vom KomA-Vorstand umreißen im…
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von Phillip Hautmann Die Geschichte vom großen Krakeel zwischen IwaИ IwaИowiTscЊ und IwaИ NiКofiЯowiTscЊ heißt eine Erzählung des gewaltigen Charakterzeichners Gogol in seinem frühen Band Mirogod, eines fiktiven russischen Dorfes das, wie immer bei Gogol, stellvertretend für ganz Russland bzw. überhaupt das gesamte Menschheitsdorf gesehen werden kann. Darin wird…
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Parallax Error #137
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Das herbstliche Wählen in Oberösterreich hat einen scharfen Rechtsruck hervorgebracht. Die Partei der endlosen Einzelfälle, die Ewiggestrigkeit und das Völkische haben sich fette Pfründe erobert. Ich fürchte nicht trotz, sondern wegen ihrer Fremdenfeindlichkeit. Die Abstiegsängste vermeintlich autochthoner ÖsterreicherInnen sind eng mit Xenophobie, Rassismus und Antimodernismus verknüpft: Wir wollen die nicht…