This is old news: Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und starke Stürme treten häufiger und intensiver auf. Das Artensterben nimmt zu. Ebenso die Anzahl an Menschen, die wegen der Klimakatastrophe migrieren bzw. flüchten. Es ist eigentlich erschreckend, wie leicht dahingeschrieben diese Befunde sind und wie oft wir sie schon gehört haben. Dabei ist, um Barbara Blaha aus der KUPFzeitung #171/2019 zu zitieren, «die Klimakatastrophe der zivilisatorische Riss unserer Epoche. Sie noch aufzuhalten ist ebenso unrealistisch, wie darauf zu warten, dass sich die Lage von allein zu unseren Gunsten löst.» Kulturarbeit kann ein Vehikel sein, um die Botschaften des Klimaschutzes zu verstärken bzw. den Systemwandel anzustoßen und mitzutragen, den es dringend braucht.
Vor genau vier Jahren haben wir uns in der Herbstausgabe der KUPFzeitung dem Thema Klimakultur gewidmet und dazu mit Menschen und Initiativen gesprochen, die eben jene notwendige Kulturarbeit gegen die Klimakrise leisten. Es ging u. a. um Green Events und künstlerischen Klima-Aktivismus. Jahre später macht die Letzte Generation mit ihrer Schüttaktion im Leopold Museum ausgerechnet wieder eine Kulturinstitution zum Verhandlungsort der Klimakatastrophe (auch hier haben wir berichtet – nachzulesen in der #184/2022). Aber was ist inzwischen wirklich passiert? Ist die Klimakatastrophe in der Kultur angekommen? Wir schauen noch einmal genau hin:
Aus der Kulturpraxis spricht Serena Laker über ökologisches Kulturarbeiten und Sanieren (S. 26), erzählt Christina Jaritsch inwiefern die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 nachhalt agiert (S. 9) und diskutieren Brigitte Grahsl, Paulina Parvanov, Jelena Saf und Richard Schachinger mit Philipp Feichtinger, wieso Kulturinitiativen Schritt für Schritt dranbleiben müssen, um Klimaschutz zu betreiben (S. 6). Fina Esslinger und Thomas Diesenreiter liefern zwei praxisorientierte Anleitungen darüber, wie ein nachhaltiges Kulturfestival zu organisieren ist bzw. wie man Klimabündnisbetrieb werden kann (S. 13). Lisa-Viktoria Niederberger widmet sich mit Lichtverschmutzung einem oft vernachlässigten Thema (S. 14) und Lena Vogl regt an, sich mit der Arbeit mit ebenfalls nicht zu unterschätzenden Algen auseinanderzusetzen (S. 20).
Auch einige unserer Kolumnist*innen verweisen aus ihren Themenfeldern auf Verknüpfungen mit Klimaaktivist*innen, die die eigenen Körper auf jene Straßen kleben, die derzeit üblicherweise von Autofahrer*innen genutzt werden. Von Florian Wagner lesen wir, was die Letzte Generation von den Bienen lernt (S. 12) und von Christian Kreil, wie rechte und alternative Milieus sich in gefährlichem Rekurs auf die ‹Natur› überschneiden (S. 18).
Im Salzburgteil unterhalten sich Studierende mit Kulturtätigen über das Potential von Kunst, wenn es um Nachhaltigkeit geht (S. 22). Außerdem inspiziert Carmen Bayer die Großbaustelle Kultur in Salzburg: Es wird geplant, saniert, umstrukturiert oder neu gebaut. Aber wie ginge all das nachhaltiger? (S. 24) In einigen Beiträgen dieser Ausgabe tauchen Infragestellungen von Normen und dem Begriff ‹normal› auf, ebenso in der Salzburg-Kolumne von Magdalena Stieb und Johannes Schwaninger (S. 25).
Für die notwendige Verknüpfung ökologischer Probleme mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Reformen und die eindringliche Vermittlung dieser Zusammenhänge braucht es jedenfalls einen ganzheitlichen, multiperspektivischen Ansatz, einen fundamentalen Kulturwandel, der auch unsere Kulturarbeit betrifft.
In diesem Sinne auch noch ein kleiner Teaser: Auch die KUPFzeitung unterzieht sich einer großen Veränderung. Nicht nur sind wir seit dieser Ausgabe mit dem Umweltzeichen 24 noch etwas klimafreundlicher zertifiziert, die nächste Ausgabe kommt in neuem Design und Vierfarbdruck daher…
Bleibt dran und lästig!
Die Redaktion